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12.03.2020

IST-Absolventin Claudia Gund im Interview.
IST-Absolventin Claudia Gund im Interview.

„Resilienztraining bietet sich wunderbar für die Führungskräfteentwicklung an“

Claudia Gund hat gerade die Weiterbildung „Resilienztraining“ abgeschlossen. Die freie Trainerin und Beraterin wollte ihr Portfolio erweitern und sich selbst weiterentwickeln. Ob sie ihr Ziel erreicht hat, verrät uns die 46-Jährige im Interview.

IST: Frau Gund, Sie sind Personalmanagerin und Ausbilderin. Können Sie uns kurz erläutern, in welcher Branche Sie genau arbeiten und was Ihre Aufgaben im Job sind?
Claudia Gund:
Ich war die letzten acht Jahre meiner Festanstellung als Personal- und Ausbildungsleiterin in der Fitness- und Gesundheitsbranche tätig. Nach über 20 Jahren im Angestelltenverhältnis in der freien Wirtschaft habe ich mich 2016 mit meinem Herzens- und Karrierecoaching selbständig gemacht und bin seither als Trainerin und Vortragsrednerin tätig. Denn seit ich mit 25 Jahren meine erste Führungsrolle übernommen habe, sind mir immer wieder Menschen begegnet, die sich ihrer vielen Talente und Potentiale nicht bewusst waren und sich deshalb sehr für ihre Rolle im Unternehmen verbiegen mussten.

Besonders Frauen neigen dazu, sich kleiner zu machen als sie sind und sich mehr zurückzunehmen, als dies ihre männlichen Kollegen häufig tun – fatal, wenn sie eine Führungsrolle besetzen. Deswegen habe ich mich im Einzelcoaching auf Fach- und Führungsfrauen spezialisiert, weil auch ich selbst im Laufe der Jahre die besonderen Herausforderungen als Frau erfahren habe, vor allem in meiner Funktion als Führungskraft. In Zusammenarbeit mit Unternehmen halte ich Vorträge und Workshops in den Bereichen gesunde Führung, Change Management und berufliche Neuorientierung, die natürlich auch die Themen Resilienz und Achtsamkeit sowie Selbst-, Zeit- und Stressmanagement enthalten.

Sie haben am IST die Weiterbildung „Resilienztraining“ absolviert. Vielen Menschen ist der Begriff Resilienz nicht geläufig – wie würden Sie ihn umschreiben?
Gund:
Ich bezeichne Resilienz gerne neben „innerer Stärke“ mit „physischer und psychischer Fitness“. Denn viele Menschen kümmern sich zwar um ihren Körper, indem sie Sport treiben und sich mehr oder weniger gesund ernähren, doch die Seele bleibt dabei häufig auf der Strecke. Dabei will – muss! – auch sie trainiert werden, vor allem dann, wenn wir unser Leben selbst aktiv steuern und nicht fremdbestimmt sein wollen. Je achtsamer wir mit uns und unserem Leben umgehen und Grenzen aufzeigen, je mehr wir uns auf unsere Stärken und Talente besinnen und je authentischer wir sind, desto gelassener und entspannter können wir durch den Alltag gehen und auch herausfordernde Situationen bewältigen.

Viele Menschen denken, Achtsamkeit – die zentrale Basiskompetenz der Resilienz – sei „esoterischer Kram“ – teilen Sie diese Meinung?
Gund:
Alles, was mir begegnet, hat eine Wirkung auf meine Emotionen. Will ich emotional stabil und somit resilient sein, darf ich Achtsamkeit nicht außer Acht lassen. Für mich ist Authentizität der Schlüssel zum Glück. Authentisch kann ich nur sein, indem ich mich selbst annehme, wie ich bin, und achtsam mit mir umgehe. Indem ich „ich selbst“ bin, auf mich und auf meine Bedürfnisse achte und in mich hineinfühle, registriere ich, was mir guttut und was nicht. Wie ich leben möchte und wie nicht. Wie ich fühlen oder was ich denken möchte, was ich tue oder was ich sage und, ob sich das gut und richtig für mich anfühlt oder nicht. Was meine Werte sind und ob und wie ich sie in mein Leben integriere und so weiter. Je nachdem, ob ich mir all dessen bewusst bin und ob ich mein Leben entsprechend gestalte oder Dinge unverändert annehme und akzeptiere, lebe ich achtsam – oder auch nicht. Ist das esoterisch? Ich denke nicht. Und das Schöne ist: Achtsamkeit kann jeder lernen. Manchmal braucht es etwas Übung, doch es ist möglich.

Warum haben Sie sich für die Weiterbildung „Resilienztraining“ entschieden?
Gund:
Ich habe mein Leben lang immer recht achtsam gelebt. Doch es gab eine Phase in meinem Leben, in der ich meine Bedürfnisse ignoriert habe und in einem Burnout gelandet bin. Das ist nun einige Jahre her, doch ich erinnere mich regelmäßig an diese Zeit zurück, denn in meinen Coachings und Trainings sitzen mir immer wieder verunsicherte Menschen gegenüber, die nicht wissen, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten sollen oder was sie selbst eigentlich vom Leben oder ihrem Beruf erwarten. Nun habe ich schon viel Rüstzeug, das ich mitgeben kann. Doch ich wollte speziell im Hinblick auf Resilienzübungen ein fundiertes Wissen, das ich weitergeben kann.

Welche einfache Übung hilft Ihnen im Alltag, wenn Sie Ihr „Kopfkino" umtreibt?
Gund:
Zum Glück habe ich nur noch sehr selten „Kopfkino“. Früher, in jüngeren Jahren, hatte ich es allerdings häufiger. Heute kann ich mich durch jahrelange Übung sehr gut sehr schnell ablenken und wieder auf Positives fokussieren. Am besten ist es, die Gedanken, die mir nicht guttun, zu ignorieren. Funktioniert das nicht, fokussiere ich mich auf Positives, indem ich zum Beispiel ein Lied singe oder mich auf meine Atmung konzentriere: Beim Einatmen denke ich „ich atme ein“. Beim Ausatmen denke ich „ich atme aus“. Der Punkt ist ja, wir können nur einen Gedanken auf einmal denken. Indem ich mich auch gedanklich auf die Atmung konzentriere, unterbreche ich den Wust an Gedanken. Auch ein Gespräch, in dem über etwas völlig anderes gesprochen wird als das, was mir durch den Kopf geht, ist hilfreich und vermittelt in der Regel zusätzlich ein schönes Gefühl. Und schon geht es mir wieder besser. Hat das Gedankenkarussell mit einer anderen Person zu tun, hilft ein offenes Gespräch mit der oder dem Betroffenen. Ansonsten halte ich es mit dem Grundsatz, nicht alles zu glauben, was ich so denke.

Die Themen „Personalwesen“ und „innere Stärke“ passen auf den ersten Blick ganz gut zusammen, da Sie ja stets mit Menschen arbeiten und sich mit Personalentwicklung auseinandersetzen. Können Sie uns dennoch kurz umreißen, wie Sie die Erkenntnisse aus Ihrer Weiterbildung in Ihren Beruf integrieren können?
Gund:
Durch die Weiterbildung fühlte ich mich bestätigt in meinem Ansatz, dass Organisationen resiliente Mitarbeiter brauchen, um gemeinsam mit ihnen zu wachsen und erfolgreich zu bleiben und somit die Unternehmensziele zu erreichen. Resiliente Menschen wiederum benötigen resiliente Unternehmen, um ihr volles Potential entfalten und einbringen zu können. Daher bietet sich Resilienztraining wunderbar für die Führungskräfteentwicklung an. Führungskräfte fungieren als Multiplikatoren im Unternehmen und mit ihnen steht und fällt häufig die Motivation der Mitarbeiter. Doch auch Auszubildende oder Fachkräfte können von Resilienztraining nur profitieren und so zum Unternehmenserfolg beitragen. Menschen mit hoher Resilienz sind ausgeglichener und stressresistenter und können mit Widrigkeiten am Arbeitsplatz besser umgehen. Von den positiven Auswirkungen auf das Privatleben haben wir noch gar nicht gesprochen.

Waren Sie bei der Anmeldung überzeugt, die Inhalte der Weiterbildung würden Ihnen neue Chancen eröffnen? Haben sich Ihre damaligen Erwartungen bestätigt? Oder ging es nur um eine inhaltliche Erweiterung Ihrer Qualifikationen?
Gund:
Mir war klar, dass ich mein Portfolio erweitern würde, mit dieser Intention bin ich auch an die Weiterbildung herangegangen. Allerdings war mir auch wichtig, mich selbst zu reflektieren und eigene Erkenntnisse für mich mitzunehmen. Beides war zutreffend.

Für welche Zielgruppe ist es empfehlenswert, sich mit der Resilienz zu beschäftigen?
Gund:
Resilienz ist für jeden von uns wichtig, sowohl in privater als auch in beruflicher Hinsicht. Daher würde ich hier nicht speziell von „Zielgruppe“ sprechen. Doch vor allem Eltern möchte ich ans Herz legen, sich mit dem Thema Resilienz auseinanderzusetzen, damit sie ihren Kindern schon sehr früh bewusst dabei unterstützen können, selbstbewusst und achtsam ihr Leben zu gestalten. Denn sehr oft beeinflussen uns die Glaubenssätze unserer Eltern, die wir als Kinder mitbekommen haben, bis ins Erwachsenenalter. Ich für meinen Teil würde mir mehr Pippis wünschen (Pippi Langstrumpf, d. Red.).

Waren Sie mit Ihrer Weiterbildung zufrieden?
Gund:
Ich liebe es, mich weiter zu entwickeln und mir dabei die Zeit so einzuteilen, wie es zu mir passt. Doch auch der Austausch vor Ort mit anderen Teilnehmern ist immer sehr schön, da hier nicht nur unterschiedliche Erfahrungen geteilt werden, sondern auch bei jedem Seminar, jedem Kongress etc. ein Netzwerk entsteht, was enorm wertvoll ist. Inhaltlich war der Stoff schön strukturiert aufgebaut und auch die Präsenztage wurden von der Trainerin Frau Borschel angenehm umgesetzt. Vielen Dank auch an das IST für die tolle Organisation.

Alle Informationen zur Weiterbildung „Resilienztraining“ finden Sie hier.