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16.06.2021

IST-Absolvent Knut Heine ist Hauswirtschaftsleiter in einem Pflegeheim und berät die Bewohner in Ernährungsfragen.
IST-Absolvent Knut Heine ist Hauswirtschaftsleiter in einem Pflegeheim und berät die Bewohner in Ernährungsfragen.

„Vielleicht kann ich helfen, die ein oder andere Pille zu vermeiden.“

Im Job ist der Stresslevel hoch und dank Corona noch höher. Zuhause fordern zwei Jugendliche den alleinerziehenden Vater oft heraus. Und trotz des eigentlich nicht existierenden Zeitfensters hat sich Knut Heine für eine Weiterbildung am IST entschieden.

Heine ist Hauswirtschaftsleiter in einem Pflegeheim und erzieht seine beiden Kinder alleine. Im Grunde ist da wenig Zeit für eine Weiterbildung. Als er aber in der Fachzeitschrift „Cateringmanagement“ die Ausschreibung eines IST-Stipendiums für die Weiterbildung „Vegetarisch-vegane/r Ernährungsberater/in“ entdeckte, bewarb er sich kurzerhand. Und gewann. Mittlerweile hat er die kompakte Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen. Zeit für ein Resümee.

IST: Herr Heine, Sie sind als Hauswirtschaftsleiter in einem Pflegeheim tätig. Warum wird man Hauswirtschaftsleiter?
Knut Heine:
Schon als junger Mann wusste ich, dass ich mit und für Menschen arbeiten wollte. Und in der Hauswirtschaft wird es nie langweilig. Man hat hier unglaublich viele unterschiedliche Aufgaben. Aber ich habe mich über meinen Job hinaus für gutes und vor allem gesundes Essen interessiert. So habe ich nach meiner Ausbildung zum Hauswirtschaftsleiter noch eine Bäckerausbildung bei einer Vollkornbäckerei und ein Praktikum auf einem Demeterhof gemacht. Weil ich aber Gesundheit nicht nur auf die Kostform reduziert wissen möchte, habe ich mich noch zum ärztlich geprüften Gesundheitsberater ausbilden lassen.

Als Hauswirtschaftsleiter, so stellen wir uns vor, haben Sie einen unglaublich hektischen Tag. Sie verpflegen viele Menschen in Ihrer Pflegeeinrichtung und müssen an allerhand denken. Wie sieht Ihr Alltag aus?
Heine:
Als Hauswirtschaftsleiter in einem mittleren Betrieb sind meine Aufgaben genauso vielfältig, wie es in der Ausbildung gelehrt wurde. Ich arbeite in einem Pflegeheim der Phase F, also Dauerpflege nach verschiedenen Erkrankungen. Das Haus hat 75 Betten, jedoch nur 35 Verpflegungsteilnehmer.

Gekocht wird hauptsächlich auf Frischkostbasis. Der Einsatz von Fertigprodukten liegt bei unter 15 Prozent, worauf wir sehr stolz sind. „Problem“ in der Küche ist die individuelle Kost der einzelnen Bewohner, die sich aus Diäten, Wünschen und Vorlieben zusammenstellt. Da wird ein einfacher Gemüseeintopf schnell zu vier verschiedenen Eintöpfen, denen die ein oder andere Zutat fehlt oder vielmehr fehlen muss.

Und „nebenbei“ führen Sie noch ein Team …
Heine (lacht):
Nebenbei ist gut gesagt. In der Hauswirtschaft habe ich 21 Mitarbeiter in den Bereichen Küche, Wäscherei und Reinigung zu koordinieren. Und diene natürlich als Schnittstelle zu Pflege, Therapie, Technischen Dienst und Verwaltung. Aus dem Gerüst ergibt sich dann für mich ein vielfältiger Arbeitsalltag. Im Grunde wären die administrativen Aufgaben tagesfüllend, aber bei Bedarf arbeite ich selbst an allen Stellen mit. Ob Früh-, Spät- oder Kochdienst, ob als Urlaubsvertretung in der Wäscherei oder als Stationshilfe für die Pflege. Auch in der Reinigung. Was allerdings auch den Vorteil hat, in allen Aufgabenbereichen am Ball zu bleiben und mögliche Probleme zu erkennen. Tja, und dann kam Corona …

Und mit der Pandemie jede Menge Stress, oder?
Heine:
Auf jeden Fall. Es hat sich noch deutlicher als sonst gezeigt, dass in der Hauswirtschaft alle Fäden zusammenlaufen. Da standen die Stationen und die Kollegen aus der Pflege plötzlich vor unbekannten Problemen. Aufgrund der Quarantäne-Auflagen mussten Aufgaben der Hauswirtschaft mit von den Pflegenden übernommen werden, da wir die Stationen nicht mehr betreten durften.

Über Wochen musste ich jeden Morgen neue Probleme lösen und Entscheidungen treffen. Jeden Morgen Veränderungen bekanntgeben, erklären und kontrollieren. Es war die komprimierte Form meines Arbeitsalltags. Und im Gegensatz zu vielen anderen in Deutschland bedeutete das: nicht zur Ruhe kommen, sondern pure Mehrarbeit, Überstunden und psychische Belastung.

Aber grundsätzlich sind natürlich Aufgaben wie Dienstplanerstellung, der gesamte Einkauf, Kontrolle der Lieferungen und Rechnungen, Speiseplanerstellung, Überarbeitung und Erstellung der Formulare für die Dokumentation, Kontrolle der Reinigungsarbeiten, Organisation von Festen, Sitzungen und Besprechungen sowie die Beratung bei Ernährungsproblemen mein „täglich Brot“. Das war auch vor Corona schon so.

Sie sind also beruflich sehr gefordert. Und dennoch haben Sie sich um ein Stipendium beworben, das wir gemeinsam mit der Zeitschrift „Cateringmanagement“ für die Weiterbildung „Vegetarisch-vegane/r Ernährungsberater/in“ vergeben haben. Was hat Sie an dieser Weiterbildung gereizt?
Heine:
Dass es für mich noch eine weitere wissenschaftlich bestätigte Ergänzung zu meinen bisherigen Aus- und Weiterbildungen sowie zu meiner Berufserfahrung gibt. Durch die Weiterbildung kann ich noch sicherer argumentieren und muss keine schwammigen, auf Halbwissen basierende Erklärungsversuche starten. Eine fundierte Erläuterung, was eigentlich vegetarische oder vegane Ernährung ist, und was sie im Alltag kann, an die Hand zu bekommen, war mir sehr wichtig. Denn im Grunde gehe ich diesen Weg schon seit über 20 Jahren: vollwertige Ernährung ohne Eiweißmast.

Sie haben die Weiterbildung ja nun schon abgeschlossen. Was möchten Sie aus dem Wissen dieser Weiterbildung „machen“?
Heine:
Meine Erwartungen waren von vornherein mehr auf „Dazulernen“ ausgerichtet. Auf Hintergrundwissen und die Verbindung zu derzeitigen Essensgewohnheiten. Und, was auch berufsbedingt gerade für mich wichtig ist, die Verbindung zu Krankheiten. Denn letztendlich habe ich in meiner derzeitigen Stelle als Küchenleiter im Pflegeheim auch eine gewisse Verantwortung für die Ernährung, Gesunderhaltung und Krankheitsvorsorge der Bewohner, soweit das in meinem Rahmen möglich ist. Ich werde also noch mehr als bisher Rat- und Vorschläge geben und machen können. Und dadurch vielleicht helfen, die ein oder andere Pille zu vermeiden.

Sie sind 54 Jahre alt. Nicht gerade das klassische Alter für eine Weiterbildung. Darf ich fragen, ob Ihnen das Lernen leichtgefallen ist?
Heine (lacht):
Zugegeben, einfach war es nicht. Mein breitgefächertes Aufgabengebiet und die Mehrbelastung durch die Pandemie erlaubten mir, nur an wirklich freien Tagen zu lernen. Abends, nach dem Job, war es mir unmöglich, mich zu konzentrieren.  Am Wochenende ergab sich dann der Spagat zwischen der dringend benötigten Erholung, dem Lernen und den Aufgaben als alleinerziehender Vater eines 17-jährigen Sohnes und einer 16-jährigen Tochter. Aber aufgrund meines Vorwissens habe ich es doch noch sehr gut hinbekommen.

Wir gratulieren zu erfolgreich beendeten Weiterbildung und wünschen Knut Heine alles Gute für die Zukunft!

Alle Informationen zur Weiterbildung „Vegetarisch-vegane/r Ernährungsberater/in“ erhalten Sie hier.