12.01.2023


„Ein BEM-Zertifikat macht sich eben gut“
Wer glaubt, dass mit dem Rentenalter das Arbeitsleben vorbei sein muss, täuscht sich. Nadia Bode ist auch als Rentnerin beruflich aktiv und hat jetzt sogar noch eine Weiterbildung abgeschlossen.
Sich zur Ruhe zu setzen, entspricht nicht Nadia Bodes Naturell. Die diplomierte Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin mit der Zusatzausbildung „Fachkraft für psychosoziale Beratung“ war Bewährungshelferin in Thüringen und hat sich im Laufe ihres Arbeitslebens auf die Sozialberatung für Mitarbeiter:innen der Justiz spezialisiert. Am Ende hat sie sogar selbst Sozialberater:innen für die Thüringer Justiz aus den Reihen der Bewährungshelfer:innen ausgebildet.
Damit nicht genug. Bode war außerdem zehn Jahre bei Bosch und acht Jahre bei Opel in Eisenach als Sozialberaterin und Beauftragte für betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) tätig. Die heute 67-Jährige schaut auf ein erfülltes und erfolgreiches Berufsleben zurück. Liegt es da nicht nahe, endlich die Rente zu genießen?
Rentner:innendasein? Nicht ihr Ding!
Bode hat auf den Ruhestand keine Lust: „Ich weiß nicht, wie das die anderen machen, aber mir war langweilig so ganz ohne Arbeit.“
Mit Rentenbeginn kehrte sie in ihre Heimat Berlin zurück und suchte sich Aufgaben, um der Langeweile zu entkommen. Zuerst übernahm die Powerfrau im Auftrag der ias health GmbH die Sozial- und BEM-Beratung in Berliner Behörden. Sie wechselte aber nochmal den Arbeitgeber und bietet seit Januar 2021 BEM-Beratungen beim Unternehmen Immanuel Dialog an.
„Ich habe dort einen 2-Jahresvertrag über 15 Stunden pro Woche und nun, nachdem ich die IST-Weiterbildung ‚Betriebliches Eingliederungsmanagement‘ abgeschlossen habe, hoffe ich, dass ich mich dadurch noch etwas länger im Arbeitsleben mit diesem Schwerpunkt halten kann.“
Darüber hinaus ist Bode im Berliner Krisendienst und beim Dachverband der Berliner Selbsthilfegruppen (SELKO/SEKIS) tätig und bietet dort ebenfalls Sozialberatung und BEM an.
Berufliche Weiterbildung mit 67. Verrückt?
Unweigerlich stellt sich die Frage, warum eine so erfahrene Fachkraft die Weiterbildung besucht. Ihr macht doch schon lange niemand mehr etwas vor.
„Ich bin mit einem ganzen Arbeitsleben an Erfahrung in die Weiterbildung hineingegangen. Wenn ich ganz ehrlich bin: Viel dazugelernt habe ich wenig“, räumt Bode ein. „Aber wir sind dabei, weitere BEM-Kunden zu akquirieren. Das Unternehmen Immanuel hat viele Kliniken, Wohnheime, Beratungsstellen und Hospize mit unzähligen Mitarbeiter:innen, die eine Wiedereingliederung nach langer Krankheit benötigen, und da macht sich so ein BEM-Zertifikat eben gut. Und es erhält mir hoffentlich meinen Arbeitsplatz!“
Rentner:innen im Kampf gegen den Fachkräftemangel
Die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen, sowie die Lust, auch nach Renteneintritt aktiv die Arbeitswelt mitzugestalten, zeichnen Nadia Bode aus. Sie sieht sich selbst aber auch als ein hervorragendes Beispiel, wie Unternehmen dem akuten Fachkräftemangel begegnen können.
„Die große Lücke an Fachkräften im sozialen Bereich kann immer mehr mit erfahrenen und flexibel arbeitenden Rentner:innen gefüllt werden“, so ihr Credo. „Nur weil wir das Rentenalter erreicht haben, gehören wir längst nicht zum ‚alten Eisen‘. Unsere Erfahrung und flexible Einsatzmöglichkeit bieten Unternehmen große Vorteile.“
Und das weiß man offensichtlich in Berlin zu schätzen. Allein die Berliner Krisendienste werden mit einem großen Teil an berenteten Sozialarbeiter:innen am Leben gehalten. Bode dazu: „Aus meiner Sicht ein enormes Potential.“
Alle Informationen zur Weiterbildung gibt es hier.