15.09.2006
IST-Sportmanager Jens Gottwald: „Der Sportverein kann ein Stück Heimat sein.“
Jens Gottwald arbeitet seit vier Jahren als Geschäftsführer des TG Hanau. Der 35-Jährige ist verheiratet und Vater einer viereinhalbjährigen Tochter. Mit uns sprach er im Interview über seinen Job als Geschäftsführer, die Vorzüge eines Sportvereins und das Besondere an seiner Arbeit.
IST: Herr Gottwald, Sie haben beim IST-Studieninstitut die Weiterbildung Sportmanagement belegt. Welche Ausbildungen haben Sie vorher bzw. außerdem absolviert und in welchen Positionen haben Sie bisher gearbeitet?
Jens Gottwald: „Nach meinem Studium der Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang von Goethe-Universität in Frankfurt am Main habe ich meinen Referendardienst am Landgericht Frankfurt am Main absolviert. Seit Mai 2002 bin ich selbstständiger Rechtsanwalt. Außerdem habe ich 1998 die Vereinsmanager-Lizenz erworben.“
Und seit wann üben Sie Ihren jetzigen Beruf aus und wie kam es dazu?
Gottwald: „Seit September 2002 bin ich als hauptamtlicher Geschäftsführer der Turngemeinde 1837 Hanau a. V. (TGH) tätig. Ich habe mehrere Jahre ehrenamtlich im Vorstand der TGH gearbeitet. Nach meinem Abschluss der Referendarzeit hätte ich diese Tätigkeit sehr einschränken müssen. Aufgrund meiner Ausbildung und der Erfahrung im Sport unterbreitete mir der damalige Vorstand der TGH das Angebot, die TGH umzustrukturieren und u. a. auch die Position eines hauptamtlichen Geschäftsführers einzuführen. Diese Herausforderung habe ich dann 2002 angenommen.“
Wie viele Mitglieder und Mitarbeiter hat die TG Hanau?
Gottwald: „Zur Zeit haben wir 3.465 Mitglieder, dazu drei hauptamtliche Mitarbeiter, zwei FSJ-ler, einen Auszubildenden, zwei Praktikanten und 150 Übungsleiter und Trainer.“
Und wie viele Sportarten bietet der TG Hanau an?
Gottwald: „ Wir haben 24 Abteilungen mit teils weiteren Sportangeboten, die sehr in die Breite gehen:
Babyschwimmen, Badminton, Baseball, Basketball, Boxen, Cheerleading, Fechten, Handball, Hockey, Inlinehockey, Judo, Jugendfußball, Ju-Jutsu (und Aikido), Kendo, Leichtathletik, Schwimmen (und Triathlon), Ski, Tanzen, Tennis, Tischtennis, Triathlon, Turnen, Gymnastik (und Fitness-Sport), Volleyball und Wandern. Da ist also für jeden etwas dabei.“
Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere am TG Hanau, evtl. im Vergleich zu anderen Vereinen?
Gottwald: „Die Alterspyramide der TGH. Denn die Altersstruktur entwickelt sich bei uns gegen den Bundestrend. 1 450 Mitglieder der TGH sind jünger als 18 Jahre! Außerdem natürlich der tolle Zusammenhalt und die daraus resultierende Leistungsfähigkeit.“
Sie sprechen den tollen Zusammenhalt an. Viele Menschen gehen heute aber einem Individualsport nach. Was sind für Sie grundsätzlich die Vorteile eines Sportvereins?
Gottwald: „Ein Sportverein kann mehr als ein normaler Sportanbieter sein. Er ist der kompetente Partner in Sachen Freizeitgestaltung, Gesundheit und Leistungsförderung. Sie erwartet bei einem professionell geführten Sportverein ein qualitativ hochwertiges Training im Bereich Breiten-, Gesundheits- und Leistungssport und zusätzlich ein geselliges Freizeitangebot für die verschiedenen Altersklassen. Kurzum: Ein Sportverein kann ein Stück ‚Heimat’ sein.“
Was genau sind Ihre Aufgaben bei der TG Hanau?
Gottwald: „Dazu gehört einiges. Angefangen von der Leitung der Geschäftsstelle und der Überwachung sowie Optimierung der Geschäftsabläufe und Projekte. Weiterhin die Vorbereitung und Prüfung von Verträgen bis zur Unterschriftsreife, ständige und umfassende Information des Vorstands, Recherche und Beantragung von Zuschüssen und die Gewinnung von Sponsoren – inkl. Betreuung und Planung von Sponsoringaktivitäten. Ebenso gehört zu meinen Aufgaben der Kontakt zu den für den Sport zuständigen Gremien/Einrichtungen und den Sportverbänden, die Erstellung des Gesamtübungsplans, das Erstellen von Organisationsplänen für Großveranstaltungen sowie deren Abwicklung. Natürlich auch die Kontaktpflege mit der örtlichen und überörtlichen Presse, den Schulen und den Abteilungen, die Überwachung und Pflege des Kursangebots und der Übungsleiter, Vorbereitung, Durchführung und Koordination der Teilnahme an Vereins- und Projektförderwettbewerben jeglicher Art und vieles mehr.“
Das hört sich nach viel, aber auch abwechslungsreicher Arbeit an. So etwas wie einen typischen Arbeitstag gibt es da sicher nicht, oder?
Gottwald: „Nein. Sicherlich ähneln sich manche Aufgaben, aber jeder Tag ist eine Herausforderung und es passiert etwas Neues. Das Zauberwort heißt Flexibilität – und genau das macht es so spannend.“
Was von Ihrer Arbeit machen Sie gerne, was weniger gerne?
Gottwald: „Sehr gerne verhandele ich und arbeite mit Partnern und Sponsoren zusammen. Insgesamt habe ich das Glück, dass ich ein Stück weit mein Hobby zum Beruf gemacht habe und meine Arbeit mit sehr viel ‚Herzblut’ erledige. Aus diesem Grund gelingt es mir immer wieder sehr gut, Dinge die man nicht so gerne macht, mit Leichtigkeit zu erledigen.“
Was ist Ihrer Meinung nach das Reizvolle, das Besondere an Ihrer Arbeit?
Gottwald: „Dass man sehr viel mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun hat und mit Jung und Alt zusammenarbeiten kann. Jeder Tag bietet neue Herausforderungen und Überraschungen. Darüber hinaus ist es wunderbar, wenn man bei Sportveranstaltungen in glückliche und zufriedene Kinderaugen schauen kann! Weiterhin natürlich die Emotionen, wie sie nur der Sport erzeugen kann.“
Was würden Sie als Ihre Stärken bezeichnen?
Gottwald: „Auf Anhieb: Zielstrebigkeit, Flexibilität und Zuverlässigkeit. Es ist natürlich immer schwierig, über seine eigenen Stärken zu schreiben. Meine Frau meint, dass mich insbesondere Ehrgeiz, Durchhaltevermögen, Ehrlichkeit, Begeisterung und Disziplin auszeichnen.“
Haben Sie sich bestimmte berufliche Ziele gesteckt?
Gottwald: „Ich habe das große Glück, dass ich momentan mit meinem Beruf sehr zufrieden bin. Hinzu kommt, dass die TGH 2012 ihren 175-jährigen Geburtstag feiert und für dieses Jubiläum bereits den Zuschlag für die Ausrichtung der Ju-Jutsu Weltmeisterschaften erhalten hat! Weitere Bewerbungen – auch für die Ausrichtung zweier weiterer Weltmeisterschaften – laufen. Die Vorbereitung für dieses Jahr mit weiteren Großveranstaltungen hat bereits seit längerem begonnen. Es wird sicherlich ein Jahr mit sehr vielen überregionalen Großveranstaltungen und Highlights, die nicht jeder Geschäftsführer eines Sportvereins erleben kann. Aus diesem Grund ist es sehr spannend, weiter bei der TGH zu arbeiten. Trotzdem beachte und prüfe ich jedes Angebot, das ich erhalte. Irgendwann würde ich gerne als Geschäftsführer oder Manager eine Top-Mannschaft im Bereich Basketball oder Fußball unterstützen. Natürlich gibt es aber auch sehr interessante Aufgaben in anderen Fachsportarten und Verbänden. Es sind auf jeden Fall die großen Events, die mich in den Bann ziehen. Da ich zum Glück unter keinem Druck stehe, wird sich hier in der Zukunft sicherlich noch viel Interessantes ergeben.“
Sie haben beim IST ‚Sportmanagement’ studiert. Warum haben Sie sich für unser Angebot entschieden und wie beurteilen Sie es?
Gottwald: „Auf die Idee, eine Ausbildung beim IST zu absolvieren, kam ich, da ich ehrenamtlich im Sektor Sport tätig war und aufgrund meines Studiums eine weitere Ausbildung nur als Fernstudium absolvieren konnte. Und am Telefon wurde ich beim IST dann sehr nett beraten. Ich war mit der Ausbildung sehr zufrieden. Es war eine zusätzliche Horizonterweiterung und ich würde sie allen, die sich im Sport engagieren oder arbeiten wollen und noch keine spezifische Ausbildung im Bereich der Sportveranstaltung besitzen, empfehlen.“
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit der TG Hanau.