11.08.2015
SV Darmstadt 98 – Aufsteiger bilden sich weiter
Mit dem Durchmarsch von der dritten in die erste Fußball-Bundesliga sorgte Darmstadt 98 für die Sensation der letzten Saison. Und der Kader hat nicht nur bewiesen, was mit einem mannschaftlichen Zusammenhalt alles möglich ist, sondern auch, dass sich Bildung und sportlicher Erfolg nicht ausschließen. Denn neun Darmstädter Profis der Aufstiegsmannschaft haben eine Weiterbildung im Bereich Sportmanagement am IST-Studieninstitut belegt oder bereits abgeschlossen. Im Interview sprechen Jerome Gondorf, Sandro Sirigu, Michael Stegmayer und Kapitän Aytac Sulu über das IST-Fernstudium, die Tage um den Aufstieg und darüber, was Darmstadt 98 so besonders macht.
Abwehrspieler Sandro Sirigu (26) hat sich beim IST für die Weiterbildung „Fußballmanagement“ entschieden, Mittelfeldmann Jerome Gondorf (27) und Kapitän Aytac Sulu (29) belegen das Fernstudium „Sportmanagement“. Das hat Abwehrspieler Michael Stegmayer (30) bereits absolviert, bereitet sich mit einem IST-Aufbaukurs gerade auf die Prüfung zum „Sportfachwirt (IHK)“ vor.
Sie alle absolvieren aktuell ein Fernstudium am IST-Studieninstitut. Was war der Grund, sich für diese Weiterbildung zu entscheiden?
Gondorf: Ich bin durch Mannschaftskameraden auf das IST aufmerksam geworden. Für die Weiterbildung „Sportmanagement“ habe ich mich entschieden, um mich auf die Zeit nach meiner Karriere vorzubereiten.
Sulu: Ja, als Fußballer bekommt man das von den Kollegen mit, die schon eine Weiterbildung gemacht haben. Ich habe mich dann informiert und angemeldet. Ich habe zwar bereits eine Lehre als Automobilkaufmann abgeschlossen, mich aber für diese Weiterbildung entschieden, weil ich meinen Horizont erweitern will und eventuell nach meiner Profikarriere auf diesem Gebiet weiterarbeiten möchte.
Wie wichtig ist für Sie die Tatsache, dass die Weiterbildung als Fernstudium angeboten wird?
Stegmayer: Sehr wichtig. Ein Fernstudium ist für mich als Profifußballer die beste Lösung, um mich weiterzubilden.
Sulu: Durch den Fernunterricht bin ich zeitlich flexibel und habe keinen Stress, kann von zuhause aus oder unterwegs lernen und mir meinen Stundenplan selber „zurechtbasteln“.
Gondorf: Das Fernstudium ermöglicht uns Berufssportlern eine Alternative zum normalen Bildungsweg, die perfekt mit dem Sport vereinbar ist. Es ist zeitlich für uns machbar, da man keine bis wenige Anwesenheitszeiten hat und die Dinge zuhause erlernt.
Wie hat Ihnen die Weiterbildung (bislang) gefallen?
Sirigu: Sehr gut, es ist sehr informativ und alles gut organisiert.
Gondorf: Die Weiterbildung ist sehr interessant und man bekommt einen anderen Einblick in das Alltagsgeschäft und was alles dahinter steckt.
Sulu: Ich finde es gut, dass man Einblicke in sehr viele Themengebiete bekommt, zum Beispiel auch Steuern oder Sponsoring.
Stegmayer: Der Ablauf ist klar strukturiert, die Studienhefte verständlich formuliert und mit vielen Beispielen, so dass man gut auf die Prüfung vorbereitet wird. Mir hat es sehr gut gefallen, deshalb habe ich mich auch für die Weiterbildung zum IHK Sportfachwirt erneut beim IST angemeldet.
Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach grundsätzlich für Fußballer, sich rechtzeitig auf die Zeit nach der aktiven Karriere vorzubereiten und sich weiterzubilden?
Sulu: Sehr wichtig! Als Fußballer kann das süße Leben als Profi innerhalb kürzester Zeit vorbei sein. Und wenn man dann keinen Plan B hat, ist es schwierig, irgendwo einen Beruf bzw. Arbeitgeber zu finden.
Stegmayer: Nur ein kleiner Teil der Fußballprofis hat nach ihrer Karriere finanziell ausgesorgt. Dafür muss man schon über zehn Jahre 1. Bundesliga gespielt haben. Somit ist es für den Großteil der Fußballer sehr wichtig, sich möglichst früh weiterzubilden.
Sirigu: Sehe ich genauso, damit sollte man am besten so bald wie möglich anfangen.
Haben Sie bereits eine Vorstellung, was Sie nach der sportlichen Karriere mal machen möchten?
Sulu: Noch weiß ich nicht, in welche Richtung es gehen wir. Ich möchte in verschiedene Bereiche reinschnuppern und schauen was mir am meisten liegt. Sportmanager bei einem Verein ist ein sehr interessantes ‚Projekt“, aber auch die Möglichkeiten Trainer oder Spielerberater sind für mich eine Option.
Gondorf: Nach der Karriere kann ich mir eine Trainer- oder Managementtätigkeit vorstellen. Ich glaube, dass mir die beim IST erworbenen Kenntnisse dabei helfen werden, den Job des Managers ausführen zu können. Es gibt ja auch bekannte Erfolgsbeispiele von IST-Absolventen, wie zum Beispiel Michael Preetz bei Hertha BSC Berlin.
Stegmayer: Auch ich möchte auf jeden Fall im Bereich Fußball oder allgemein Sport bleiben. Ich denke, dass ich aus den beiden Weiterbildungen sehr viele Informationen und Erkenntnisse bekommen habe, die ich in den späteren Beruf mit einfließen lassen kann.
Sirigu: Ich kann mir gut vorstellen im Marketingbereich eines Unternehmens, das hauptsächlich mit Sport zu tun hat, zu arbeiten.
Viele Spieler vom SV Darmstadt 98 haben eine Weiterbildung beim IST belegt. Tauscht man sich mit den Mannschaftskollegen über seine Weiterbildung aus?
Sulu: Klar, wenn Fragen zu den Heften bzw. Themen auftauchen oder wenn jemand Hilfe braucht.
Stegmayer: Auf jeden Fall. Auch Freunde, die nicht in Darmstadt spielen, belegen Weiterbildungen beim IST. Von daher tauscht man sich immer wieder mal darüber aus.
Sirigu: Man lernt gemeinsam und empfiehlt das Studium auch den Kollegen, die es bisher nicht angegangen sind.
Sie würden die IST-Weiterbildung also weiterempfehlen?
Gondorf: Habe ich schon.
Sulu: Ich würde die IST-Weiterbildung auf jeden Fall weiterempfehlen.
Stegmayer: Ja. Gerade, wenn man beruflich gebunden ist, deswegen vielleicht alle ein bis zwei Jahre umziehen muss, ist es eine sehr gute Alternative zu einem Studium an einer Uni.
Auch wenn Sie es sicher oft berichten mussten: Vielleicht noch ein paar Worte zum vergangenen Jahr und zum Aufstieg…
Sulu: Ich glaube dass diese Saison eine unfassbar geile und verdammt harte Saison war. Wir haben einen Wahnsinns-Teamgeist gehabt. Jeder hat jedem den Erfolg gegönnt und alle waren gierig auf mehr. Natürlich hatten wir auch ein wenig Glück in manchen Situationen, aber das gehört nun mal dazu. Als am letzten Spieltag der Abpfiff ertönte, bin ich zu Boden gestürzt und habe angefangen zu weinen, weil ich wusste, dass wir Geschichte geschrieben haben und sich für mich – aber wahrscheinlich auch für meine ganze Mannschaft – ein Traum erfüllt hat.
Sirigu: Es ist ein unglaubliches Gefühl, es war spannend bis zuletzt. Sportlich bzw. beruflich das absolute Highlight in meiner Karriere.
Gondorf: Es war eine sehr anstrengende und emotionale Saison, natürlich mit dem Höhepunkt Aufstieg in die Bundesliga und somit dem direkten Durchmarsch innerhalb von zwei Jahren von der dritten in die erste Liga. Das ist schon unglaublich und bis heute noch kaum zu begreifen.
Stegmayer: Ja, die Saison war, wie schon die davor in der 3. Liga, der absolute Wahnsinn. Wir haben mit einer geilen Truppe unglaubliches geschafft. Im ersten Moment war es einfach pure Freude, Emotionen pur.
Und danach? Wie haben Sie die Tage verbracht, nachdem feststand, dass Sie aufgestiegen sind?
Sulu: Die Tage danach haben wir gemeinsam viel gefeiert, viel gegrölt, viel gesungen – aber wenig geschlafen. (lacht)
Stegmayer: ja, die ersten Tage wurde erstmal nur gefeiert, zuerst in Darmstadt und mit der Mannschaft auf Mallorca, danach mit der Familie.
Gondorf: So ähnlich war es bei mir auch. Ich habe zwei Tage mit der Mannschaft gefeiert und mir dann die notwendige Ruhe bei meiner Familie gesucht und bin auch ein paar Tage in Urlaub gefahren, um alles zu verarbeiten und dem Körper Ruhe zu gönnen.
Was erwarten Sie von der neuen Saison in der 1. Bundesliga und gibt es persönliche Ziele?
Sulu: Ich denke, es ist die beste Liga der Welt und man muss sich Woche für Woche mit Top-Teams und Top-Spieler messen. Dieser Reiz, diese Mannschaften und Spieler ärgern zu wollen, ist schon großartig. Ich persönlich möchte gesund und verletzungsfrei bleiben und werde jede einzelne Minute in der kommenden Saison genießen.
Gondorf: Es wird für uns alle eine sehr spannende und aufschlussreiche Saison. Wir werden sehen, wie wir mit den Kontrahenten mithalten können. Letztendlich geht es für uns darum, alles abzurufen, was uns auszeichnet. Und dennoch sollten wir diese Saison, da hast du Recht, auch genießen. Da sie hart erarbeitet wurde, werden wir uns sicher nicht kampflos dem Abstieg hingeben.
Stegmayer: Ich freue mich einfach wie jeder bei uns auf jedes einzelne Spiel. Jedes Spiel wird ein Highlight. Ich hab mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga schon mehr erreicht, als ich mir vor zwei, drei Jahren erträumt habe, von daher möchte auch ich dieses Abenteuer genießen und natürlich am Ende den Klassenerhalt feiern.
Sirigu: Klar, es wird sehr schwer werden, sich unten den „Großen“ der Bundesliga zu behaupten. Wir sind aber ein sehr gut eingestelltes Team und so hoffen wir, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden. Natürlich möchte auch ich meinen Beitrag dazu leisten und hoffe, dass ich die Chance dazu erhalten werde.
Zum Abschluss: Gibt es etwas, das Darmstadt 98 für Sie besonders macht, wodurch der Verein sich von anderen unterscheidet?
Gondorf: Absolut, auf jeden Fall die Tradition und die Fankultur. In Darmstadt tragen uns die Fans – mit ihrer Euphorie und gnadenlosen Liebe zum Verein. Wir versuchen dies Spiel für Spiel und auch abseits des Platzes wiederzugeben – was uns bisher erfolgreich gelungen ist.
Sirigu: Es ist sehr familiär hier, der Trainer sowie Co-Trainer und Betreuer sind immer für jeden Einzelnen da.
Sulu: Und das altehrwürdige Böllenfalltor ist schon eine Augenweide (lacht). Der Verein an sich ist ein schlafender Riese, Darmstadt 98 Tradition!
Stegmayer: Mir ist auch erstmal natürlich das Stadion eingefallen, aber auch die unglaublichen Fans, das schon angesprochene Familiäre im Verein. Aber der größte Unterschied zu anderen Vereinen ist der Zusammenhalt bei uns in der Mannschaft! So einen Teamgeist habe ich nirgendwo anders in dieser Form erlebt.
Meine Herren, wir bedanken uns für dieses Interview und wünschen Ihnen viel Erfolg für die kommende Erstliga-Saison!