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07.12.2021

e-Health Talk 2021 – spannende Einsichten

Mitte November lud die IST-Hochschule erneut zum e-Health-Talk, ein Live-Stream-Format, in dem sich Experten über die Digitalisierung im Gesundheitsmarkt austauschen. In diesem Jahr ging es um konkrete Chancen, aber auch Risiken.

Der Einladung zum e-Health Talk 2021 waren Dr. Alice Martin, Ärztin und Gründerin einer Hautarzt-App, Prof. Dr. Christoph Zinner von der Hessischen Hochschule für Verwaltung und Polizei sowie Prof. Dr. Martin Lange von der IST-Hochschule gefolgt.

Es ging um die Herausforderungen für das betriebliche Gesundheitsmanagement, den ersten Gesundheitsmarkt und die Fitnessbranche. Diese Bereiche erleben zurzeit wesentliche Innovationen, wie zum Beispiel die Telematikinfrastruktur, digitale Impfnachweise, Apps auf Rezept, digitale Präventionsangebote oder Online-Fitnessstudios.

Hemmschwellen schwinden Dank der App
Hier setzte auch Dr. Martin an. Sie ist Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis Dermanostic, einer Hautarzt-App, die eine einfache Diagnose und Behandlung von Hautfachärzten ohne Wartezeit verspricht. In dieser virtuellen Praxis hat sich gezeigt, dass persönliche Hemmschwellen, einen Arzt aufzusuchen, mit einer App einfacher überwunden werden können. Denn Zeit und Scham sind plötzlich kein Thema mehr. Der Patient sitzt nicht in einem Wartezimmer, muss sich auch nicht mit intimen oder unangenehmen Problemen den Arzthelferinnen offenbaren, sondern macht einfach drei Fotos seiner betroffenen Hautzone, lädt die Bilder in der App hoch und erhält von einem Facharzt eine schnelle Diagnose mit einem Rezept.

Martin weiß aus Erfahrung, „dass besonders Männer den Gang zum Arzt meiden. Mit der App fällt es ihnen deutlich leichter, sich mit der eigenen Gesundheit zu befassen. Das ist wirklich eine gute Entwicklung.“

Trotz Cyberfitness bleibt der Gang ins Fitnessstudio unersetzlich
IST-Gast-Dozent Prof. Zinner stellte verschiedene Möglichkeiten von Cyberfitness sowie das Gesundheitstracking und Wearables vor. „Es gibt Menschen, die müssen sich selbst mit einem Wearable unter Druck setzen, um aktiv zu werden. Andere nutzen sie, einfach um ihre Leistung zu dokumentieren oder ihren Gesundheitszustand zu kontrollieren. Hier zeigt sich also der Nutzen dieser digitalen Unterstützer.“

Kritisch sieht Zinner hingegen Fitness-Online-Angebote. Gerade beim Erlernen neuer Sporttechniken ist er skeptisch. „Wovon ich wirklich abrate, ist, sich im Internet ein Video mit neuen Fitnessübungen anzuschauen und dann loszulegen. Denn die Wenigsten von uns können erkennen, ob der Online-Trainer die Übungen richtig macht. Und wie sollen wir selbst bewerten, ob wir die Übungen dann auch noch richtig nachmachen?“ Die Gefahr von Gesundheitsrisiken sei einfach zu hoch. Er plädierte an dieser Stelle für den Gang ins Fitnessstudio.

Potenzial im BGM noch lange nicht ausgeschöpft
Den Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung hatte Prof. Martin Lange im Blick: „Digitales betriebliches Gesundheitsmanagement und digitale betriebliche Gesundheitsförderung bedienen sich in vielfältiger Weise digitaler Technologien – von einfachen Videokonferenzsoftware bis hin zu umfassenden Anwendungen. Wenn wir aber die Möglichkeiten und das Spektrum betrachten, dass sich uns bietet, muss ich sagen, schöpfen wir das Potenzial noch lange nicht aus.“

Derzeit lassen sich eine Vielzahl an Anwendungen für Smartphones und Softwarelösungen finden, die teilweise schon von gesetzlichen Krankenkassen unterstützt werden. „Mit Blick auf die Verlässlichkeit zeigt sich derzeit aber noch eine desolate Situation, die von methodischen Mängeln und geringer Effektstärken geprägt ist“, so Lange. „Und trotzdem ist es für die Zukunft wichtig, der Digitalisierung mit einer positiven Einstellung zu begegnen und diese in bestehende BGM- und BGF-Ansätze zu integrieren.“

Wer beim e-Health Talk 2021 nicht live dabei sein konnte, hat die Möglichkeit, sich die Aufzeichnung auf dem IST-Youtube-Kanal anzusehen.