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08.07.2025

Sophia Kleinherne; Fotografin: Yuliia Perekopaiko
Sophia Kleinherne; Fotografin: Yuliia Perekopaiko

Doppelpack für die Karriere: Sophia Kleinherne über Fußball und akademische Ziele

Sophia Kleinherne, Profi-Fußballerin beim VfL Wolfsburg und deutsche Nationalspielerin, ist während der EM voll auf Fußball programmiert. Wie es ihr gelingt, zwischen Trainings - und Wettkampfzeiten durch ihr Fernstudium auch mal einen Perspektivwechsel vorzunehmen und einen nötigen Ausgleich zu schaffen, berichtet die 25-Jährige im Gespräch.

IST: Sophia, Du hast für die Eintracht über die vergangene Saison eine tolle Leistung abgeliefert, Dein Wechsel zum VfL Wolfsburg zur neuen Saison steht fest und auch für das Nationalteam bist Du fix im EM-Kader. Wie genau bist Du eigentlich zum Fußball gekommen und was bedeutet Dir der Sport? 
Sophia:
Ich bin durch meine beiden Brüder zum Fußball gekommen. Beide haben schon früh gespielt, ich habe mich eher mit anderen Sportarten beschäftigt, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich genauso eifrig Fußball wie meine beiden älteren Brüder spielen wollte. 

IST: In sehr jungen Jahren steht vermutlich vor allem die Freude am Sport und am Spiel im Mittelpunkt. Heute spielst Du in der Profiliga, wodurch auch der finanzielle Aspekt zunehmend wichtiger wird. Zuletzt wurde immer wieder diskutiert, ob die Frauen nicht die gleichen Preisgelder wie die Männer bekommen sollten. Wie stehst Du dazu?
Sophia:
Das ist ein sehr umfangreiches Thema. Zum aktuellen Zeitpunkt stehe ich immer noch hinter der Aussage, dass ich lieber erst einmal von „Equal Play“ rede. Sprich, dass wir dieselben Bedingungen, dieselbe Infrastruktur und das nahezu selbe Gesamtpaket wie die Männer haben. Natürlich werden wir nie aufhören, dafür einzustehen, dass sich die Kluft verringert, und da sind wir in meinen Augen auf einen guten Weg. Die Prämien, die es bei der EM im Sommer geben soll, bestätigen das, und das haben wir uns auch über die Jahre hin verdient. Trotzdem müssen wir einen Schritt nach dem anderen gehen, und ich vertraue darauf, dass der Frauenfußball schon sehr bald das bekommt, was er verdient. Und das ist in meinen Augen der richtige Schritt.

IST: Seit ein paar Monaten bist Du neben Deiner Profikarriere auch Studentin. Wie wichtig ist es für Dich, neben dem Fußball auch ein Studium zu verfolgen?
Sophia:
Für mich war es einfach schon nach meinem Abitur unglaublich bedeutsam, den Fußball zwar zu priorisieren, aber auch noch für etwas anderes zu stehen. Das Studium gibt mir den nötigen Ausgleich, den ich brauche – und außerdem ein Standbein für die Zeit nach meiner Karriere.

IST: Du hast Dich für ein Fernstudium an der IST-Hochschule entschieden. Was gefällt Dir an Deinem Bachelor-Studiengang „Sportwissenschaft und Training“ besonders?
Sophia:
Der Studiengang ist tatsächlich genau das, was mich als Leistungssportlerin täglich begleitet und bewegt. Ich brenne für den Sport. Und deshalb ist es mir auch wert, meine Freizeit in den Ausbau von Wissen zu stecken, weil ich einfach merke, dass ich vieles besser nachvollziehen kann. Die Vielseitigkeit des Studiengangs ermöglicht es mir trotzdem, dem Sport auch mal zu ‚entfliehen‘, und einen Perspektivwechsel einzunehmen.

IST: Wie lässt sich ein Studium überhaupt mit Profisport kombinieren?
Sophia:
Tatsächlich ist für mich von essenzieller Bedeutung, dass ich die Möglichkeit habe, mein Studium als Fernstudium zu absolvieren. Ich reise unglaublich viel, sei es mit der Nationalmannschaft oder mit meinem Verein. Mein Tag ist geprägt von viel Investition in den Sport. Das war immer mein Traum, mein Ziel und ist einfach meine Leidenschaft. Das Fernstudium ermöglicht es mir, mir ein zweites Standbein neben dem Fußball aufzubauen, ohne den Sport zu vernachlässigen. Ich lerne gerne, wenn wir auf Reisen sind, um meine Zeit produktiv zu nutzen. Mit der nötigen Disziplin ist das super machbar. 

IST: Das hört sich nach einer guten Umsetzung einer dualen Karriereplanung an. Verrätst Du uns noch Deinen bisher schönsten Moment in Deiner Fußballkarriere?
Sophia:
Definitiv mein Debüt für die A-Nationalmannschaft im Wembley-Stadion in England vor knapp 78.000 Zuschauern. Das war einfach unglaublich, und wir haben in der letzten Minute das 2:1-Siegtor gemacht. Das ganze Stadion war still, weil offensichtlich nahezu das ganze Stadion mit englischen Fans gefüllt war. Auch über die EM 2022 in England rede ich gerne. Da haben wir im Finale, ebenfalls im Wembley-Stadion, leider den Kürzeren gegen England gezogen, aber welch eine Euphorie wir entfacht haben, lässt mich heute noch mit unglaublich viel Stolz und Dankbarkeit zurückblicken.

IST: Und abschließend ein Blick in die Zukunft – was gehört sportlich zu Deinen größten Träumen?
Sophia:
Kurzfristig gesehen habe ich ein großes persönliches Ziel gerade erreicht – ich darf Teil der EM-Mannschaft sein, die zum Turnier in der Schweiz antritt. Nun wünsche ich mir natürlich einen erfolgreichen Verlauf. Was wir mit der EM 2022 für den (deutschen) Frauenfußball für eine Basis geschaffen haben, ist enorm, und die möchte ich gerne aktiv mit ausbauen. Langfristig möchte ich natürlich noch viele Turniere spielen und sowohl sportlich als auch in meiner Persönlichkeit reifen. Mit meinem Wechsel zum VfL Wolfsburg gehe ich den nächsten Schritt und bin bereit, an die Erfolge der letzten Jahre anzuknüpfen. 

Liebe Sophia, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Dir alles Gute und viel Erfolg bei der EM! 

 

Foto: Yuliia Perekopaiko