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05.11.2015

Talentschmieden im Fußball

Tim Stegmann hat seinen Traumjob im Nachwuchsleistungszentrum eines Fußball-Bundesligisten gefunden, absolviert am IST die Weiterbildung „Fußballmanagement“ und ist Co-Autor des Buches „Das Geheimnis des Erfolgs – Talentförderung im deutschen Fußball“. Hier erläutert er, wie erfolgreich Nachwuchszentren im Fußball arbeiten. Das IST verlost drei Exemplare.

Es kann so einfach sein. Mit der nötigen Zielorientierung, einer fundierten Ausbildung und eine Portion Glück kann man seinen Traumjob finden. Tim Stegmann, erst 26 Jahre alt, hatte das Ziel, im Fußballbusiness zu arbeiten. Er hat viel dafür getan, dass es klappt. Am Ende kam noch das berühmte „kleine Quäntchen Glück“ dazu. Eine Stelle im Nachwuchsleistungszentrum eines Proficlubs war vakant, die man ihm anbot. Im Interview berichtet Stegmann, wie er zu dem Job gekommen ist, wie sein Berufsalltag aussieht und wie er auf die Idee kam, ein Buch zu schreiben. Hier geht es zur Buchverlosung.

IST: Herr Stegmann, welche Ausbildungen haben Sie bisher absolviert und in welchen Positionen haben Sie bislang gearbeitet?
Tim Stegmann: Ursprünglich wollte ich Sportjournalist werden, da ich schon immer eine große Sportaffinität – insbesondere zu Fußball – hatte und habe. Mit diesem Ziel habe ich nach dem Abitur angefangen, in Lüneburg die Fächer „Angewandte Kulturwissenschaften“ und „Politikwissenschaften“ zu studieren. Parallel dazu habe ich in Hamburg mehrere Fußball-Jugendmannschaften trainiert, war Schiedsrichter und stellvertretender Jugendleiter. Tatsächlich war es phasenweise sogar so, dass ich jeden Tag als Trainer auf dem Platz stand – wenn auch lediglich im ambitionierten Jugendbereich. Parallel zum Studium absolvierte ich zwei Trainer-Lizenzen – die damalige C-Lizenz sowie die B-Lizenz. Je mehr Trainererfahrung ich sammelte und je mehr Wissen ich durch die Trainer-Lizenzen vermittelt bekam, desto mehr hatte ich das Gefühl, dass der Beruf des Sportjournalisten nicht der richtige für mich wäre. In meinem letzten Semester konnte ich ein Praktikum im Nachwuchsleistungszentrum eines Fußballclubs der ersten Bundesliga absolvieren. Zum Abschluss meines Studiums hatte ich dann also das Praktikum sowie die DFB-B-Trainer-Lizenz absolviert – und hatte dann das große Glück gefragt zu werden, ob ich mir vorstellen könnte, im besagten Nachwuchsleistungszentrum zu arbeiten – ein Traum wurde wahr!

IST: Was genau tun Sie da?

Tim Stegmann: Ich arbeite im Nachwuchsleistungszentrum und bin dabei zum einen als Trainer und zum anderen im administrativen Bereich tätig. Außenstehende glauben oftmals gar nicht, welch gewaltiger Verwaltungs- und Organisationsapparat hinter einer erfolgreich laufenden Nachwuchsabteilung steht. Hier unterstütze ich beispielsweise das Scouting, indem ich Probetrainings organisiere und hier vor Ort begleite. Ich bin außerdem im Bereich der „Eliteschule des Fußballs“ assistierend tätig. Jedes Nachwuchsleistungszentrum hat eine Kooperation mit einer Partnerschule, die von den Spielern des Internats und der Nachwuchsmannschaften besucht werden. Auch hier ist entsprechender Verwaltungs- und Organisationsaufwand notwendig, um den ich mich kümmere.

Seit Januar dieses Jahres bin ich außerdem Assistent des Leiters unseres Nachwuchsleistungszentrums. In dieser Eigenschaften sind einige administrative Aufgaben wie z.B. die Gestaltung von Förderverträgen hinzugekommen.

Und dann ist da natürlich noch meine Tätigkeit als Trainer einer Nachwuchsmannschaft, bei der auch viele Dinge außerhalb des täglichen Trainingsbetriebs zusammenkommen: Trainingsplanung gemäß der Ausbildungs- und Spielphilosophie des Vereins, Planung von Auswärtsfahrten und -turnieren, Spieler- und Elterngespräche, Bewertungen von Spielern, Bewertungen von Probespielern, Video- und Spielanalyse, Kommunikation mit dem Trainerteam, Austausch mit anderen Trainern…

IST: Was ist das Faszinierende an Ihrem Job?

Tim Stegmann: Mein Job ist sehr abwechslungsreich und spannend. In der Regel weiß man morgens nie genau, was einen wirklich erwartet, da es Tage gibt, an denen spontan Aufgaben anfallen oder dazu kommen können. Es ist ein anspruchsvoller Job, bei dem man flexibel und belastbar sein muss. Es gibt für jemanden, der im Fußball arbeitet, keine festen Arbeitszeiten – die Zeit, die man investiert, richtet sich immer nach dem Bedarf. Der Bedarf ist natürlich immer saisonal bedingt. In der Sommerpause ist weniger los, in der Vorbereitungsphase steht man täglich vier bis fünf Stunden auf dem Platz. Kurz vor Ende der Transferperiode ist ebenfalls immer viel los. Es gibt tatsächlich immer gewisse Wellen bzw. Zyklen. Das Ganze bringt jedoch auch eine positive Flexibilität mit sich.

Auch die tägliche Arbeit mit der Mannschaft ist eine spannende Herausforderung. Mit den unterschiedlichen Charakteren, Spielern und Eltern, aber auch Trainerkollegen zusammenzuarbeiten, ist eine sehr interessante und fordernde Aufgabe.

IST: Sie haben ein Buch veröffentlicht. Wie kamen Sie auf diese Idee?

Tim Stegmann: Mein Co-Autor Stephan Schmidt und ich hatten diese Idee schon länger. Wir haben in meiner ersten Saison als Trainerteam in der U19 zusammengearbeitet, wo ich sein Co-Trainer und Team-Manager war. Schon damals wurden uns oft Fragen gestellt: Wie arbeitet eigentlich ein Nachwuchsleistungszentrum? Meine Oma fragte mich gar, als ich gerade frisch angefangen hatte, wann ich denn endlich in einem „richtigen Job“ arbeiten würde… Die Arbeit eines Trainers, insbesondere im Nachwuchsbereich, ist für Außenstehende oft schwer greifbar und schwer vorstellbar. Auch deshalb wird in unserem Buch „Im Glanz des vierten Sterns“ beispielsweise einen exemplarischen Wochenablauf eines U17-Trainers in einem Nachwuchsleistungszentrum dargestellt. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass insbesondere bei kleineren Nachwuchsleistungszentren oftmals mehrere Jobs in einer Person vereint werden. Der riesige Erfolg der deutschen Nationalmannschaft von 2014 in Brasilien war für uns schließlich der entscheidende Anstoß, unsere Idee in die Tat umzusetzen. Wenn man sich den WM-Kader von 2014 anschaut, fällt auf, dass sämtliche Weltmeister mit Ausnahme des WM-Rekordtorschützen Miroslav Klose ihre fußballerische Ausbildung in einem Nachwuchsleistungszentrum absolviert haben. Wir wollten aufzeigen: Wie sieht ein Weg eines Talents aus? Warum schaffen es manche – und andere nicht? Wie arbeiten Nachwuchsleistungszentren? Auch der Amateurbereich wird beleuchtet. So ist am Ende ein Buch für Jedermann entstanden: Aus unserem Buch kann vom engagierten Jugendtrainer, bis zur begeisterten Fußballmutter jeder etwas mitnehmen. Auch für junge Nachwuchskicker werden sich viele Tipps und Anregungen finden.

IST: Aktuell absolvieren Sie die Weiterbildung „Fußballmanagement“. Warum haben Sie sich für genau dieses Studium entschieden?

Tim Stegmann: Ich hatte das Gefühl, dass mir im Bereich „BWL und Management“ insgesamt noch Fachkenntnisse in der Theorie fehlen, die ich mir nun durch diese Weiterbildung aneignen kann. Insgesamt ist dies ein Part, den ich von theoretischer Seite noch gerne vertiefen wollte, um das Gefühl zu haben, auch in diesem Bereich gut aufgestellt zu sein.

IST: Glauben Sie, dass die Inhalte des Studiums Ihnen weitere berufliche Chancen eröffnen werden?

Tim Stegmann: Ich bin zumindest der festen Überzeugung, dass es nicht hinderlich ist, dieses Studium parallel zum Arbeitsalltag zu absolvieren, da dies auch eine Menge über den Charakter und das Engagement eines jeden Einzelnen aussagt. Das Studium eröffnet mir neue Perspektiven und Sichtweisen, vermittelt mir wertvolle Hintergrundinformationen und hilft dabei, Informationen besser einzuordnen.

IST: Haben Sie sich durch das Studium neue berufliche Ziele gesteckt?

Tim Stegmann: Meine beruflichen Ziele sind nach wie vor unverändert: Der größte Wunsch ist es, regelmäßig auf dem Platz zu stehen und entweder eigenverantwortlich oder als Teil eines Teams mit einer Mannschaft zu arbeiten – und sich ggf. voll und ganz einzig darauf zu konzentrieren. Ich denke jedoch, dass das Studium dabei hilft, mich für meine berufliche Zukunft breit aufzustellen und dabei viele Möglichkeiten zu haben. Einen Berufsweg planen kann man im Fußball ohnehin nicht, aber man sollte so gut wie möglich vorbereitet sein, wenn sich eine Möglichkeit eröffnet.

IST: Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach grundsätzlich für Sportler, sich rechtzeitig auf die Zeit nach der aktiven Karriere vorzubereiten und sich weiterzubilden?

Tim Stegmann: Weiterbildung und Vorbereitung auf die „Zeit danach“ ist grundsätzlich immer wichtig. Auch für aktive Sportler kann es manchmal hilfreich sein, über den Fußball hinaus den Blick zu heben, um mit allen Sinnen wach und empfindsam zu bleiben. Ein Fernstudium kann dabei helfen, einen Blick über den Tellerrand des eigenen Alltags zu werfen und gleichzeitig schon der erste Schritt in den späteren Beruf sein. Selbst im Fußball, dem finanzkräftigsten Sport in Deutschland, haben längst nicht alle Profis aus der 1. Bundesliga am Karriereende finanziell ausgesorgt. Im Gegenteil: Die Gewöhnung an einen hohen Lebensstandard macht den „Schritt zurück“ oftmals umso schwerer. Auch die Zahl der Plätze an TV-Experten, Fußballschulen, etc. ist begrenzt. Hier helfen oftmals eine vorausschauende Karriereplanung und eine gewissenhafte, kritische Begleitung der Sportler durch Freunde und Familie, um sich entsprechend vorzubereiten.

IST: Würden Sie Ihre Weiterbildung weiterempfehlen? Wenn ja: Warum und wem?
Tim Stegmann: Die Weiterbildung „Fußballmanagement“ würde ich grundsätzlich allen an der Materie Interessierten weiterempfehlen. Man sollte jedoch nicht dem Irrglauben unterliegen, dass allein durch ein solches Studium sich automatisch ein Job oder eine Möglichkeit in diesem Berufsfeld auftut. Hier braucht man ein gutes Netzwerk und natürlich auch die entsprechende Portion Glück.

IST: Herr Stegmann, vielen Dank für das Gespräch!

Ausführliche Informationen zu unserer Weiterbildung „Fußballmanagement“ finden Sie hier.