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03.03.2016

Wie viel Ausbildung benötigt die Wellness- und Spa-Branche?

Die Nachfrage nach Wellnessdienstleitungen ist ungebrochen. Mit einer wachsenden Zahl von Wellness- und Spa-Anbietern verdichtet sich der Wettbewerb und damit die Ansprüche an die Mitarbeiter. Wir haben Experten zu den Anforderungen an einen Wellness- und Spa-Manager befragt.

Ein immer wiederkehrendes Thema in der Wellnessbranche ist die Frage, welche Aufgaben ein Wellness- und Spa-Manager erfüllen muss und welche Ausbildung er hierfür mitbringen sollte. Wir haben Wilfried Dreckmann, Geschäftsführer der spa project Unternehmensberatung und IST-Dozent der Weiterbildung „Wellness- und Spamanagement“, sowie Simon Kellerhoff vom IST-Fachbereich „Wellness & Gesundheit“ gebeten, uns einen Überblick über den Status quo in der Branche zu geben und darüber hinaus einen Ausblick in die Zukunft zu wagen.

 

Herr Dreckmann, welche Qualifikation besitzen derzeitige Wellness- und Spamanager?

Wilfried Dreckmann: In Deutschland gibt es da eine große Bandbreite. Grob möchte ich zunächst unterscheiden zwischen den sogenannten Quereinsteigern und Fachleuten aus den Bereichen Kosmetik, Massage oder Physiotherapie. Erstere verfügen über alle möglichen Qualifikationen, es sind Einzelhandelskaufleute, Hotelfachangestellte bis hin zum Automechaniker. In der zweiten Gruppe dominieren nach wie vor die Kosmetikerinnen, die ihren Weg über die Behandlungskabine in Leitungsfunktionen gefunden haben. Eine Qualifikation in Sachen „Mitarbeiterführung“ oder „Management“ ganz allgemein ist dabei nicht automatisch vorhanden.

 

Ist das im internationalen Umfeld anders, wenn ja warum?

Dreckmann: Seit zwei oder drei Jahren wissen wir, dass die Spa & Wellnessbranche weltweit ein großes Problem hat: und das ist der Mangel an qualifiziertem Führungspersonal. In einigen Ländern, wie den USA zum Beispiel, ist lediglich die Hierarchie im Spa-Business tiefer strukturiert. Dort ist dann der Sprung aus der Position des Therapeuten in eine Managementposition nicht ganz so einfach. Man durchläuft dort mehr Stationen und sammelt mehr Erfahrung.

 

Werden Spa-Manager mit ihren derzeitigen Qualifikationen den Anforderungen gerecht?

Dreckmann: Dazu muss man zunächst die Anforderungen definieren. In einigen Hotels herrscht nach wie vor die Meinung, das Spa-Management solle sich in erster Linie um die Gäste kümmern; strategische Dinge und vor allem die finanzielle Planung und Steuerung sollten besser dem „richtigen Management“ überlassen bleiben. Die Anforderung besteht also in diesem Fall aus einem netten Umgang mit Gästen, einer möglichst straffen Personalführung und häufig auch der aktiven Mitarbeit im Behandlungsbereich. Bei größeren Anlagen, in denen der administrative Anteil der Arbeit zu groß ist, als dass das Spa-Management auch noch Behandlungen durchführen kann, stoßen die meisten dann an ihre Grenzen.

 

Sehen Sie in Deutschland den Bedarf seitens der Branche, Spa-Manager auf akademischen Niveau einzustellen?

Dreckmann: Diesen Bedarf sehe ich auf internationaler Ebene. Überall, wo Anlagen professionell und wirtschaftlich geführt werden sollen und wo eine gewisse Größe erreicht wird, kann eine akademische Ausbildung hilfreich sein. Mitarbeiterführung und Mitarbeiterbindung werden zu zentralen Aufgaben der Abteilungsleiterebene. Das ist allein über Erfahrungswerte nicht zu schaffen.

 

Gibt es Vorbehalte von Hoteliers gegenüber akademisch ausgebildeten Spa-Managern?

Dreckmann: Es gibt einerseits Vorbehalte, andererseits den Wunsch (und den Bedarf) nach besser ausgebildeten Kadermitarbeitern. Da ja auch Hotelmanagement auf Bachelor-Niveau studiert werden kann, ist, glaube ich, eine grundsätzliche Akzeptanz vorhanden. Akademisch ausgebildete Mitarbeiter müssen zukünftig allerdings beweisen, dass sie ihr Wissen praxisrelevant einsetzen können.

Bei allem akademischen Niveau ist also der Praxisbezug enorm wichtig. Ideal ist eine Ausbildung die auf praktischen Erfahrungen aufbaut, sich auf akademischem Niveau bewegt und immer wieder das theoretische Wissen mit Praxisbezügen untermauert.

 

Herr Kellerhoff, welche Qualifikation bringen Teilnehmer mit, die die Weiterbildung Wellness- und Spamanagement am IST belegen?

Simon Kellerhoff: Teilnehmer dieser Weiterbildung sind repräsentativ für die Situation, die Herr Dreckmann bereits für den derzeitigen Berufsstand der Spa-Manager geschildert hat. Es gibt die Quereinsteiger und diejenigen aus der Branche, die sich mit dieser Weiterbildung weiterentwickeln oder gezielt aufsteigen möchten. Wir haben in diesem Segment aber immer weniger mit Quereinsteigern zu tun, Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung aus dem Kosmetik-, Wellness,- und Gesundheitsbereich sind deutlich überrepräsentiert. Quereinsteiger kommen zudem eher aus anverwandten Branchen, wie der Hotellerie, dem Tourismus, der Fitness oder Freizeitbranche, wie beispielsweise aus Freizeit-Bädern.

 

Welchen Weg gehen Absolventen nach der Weiterbildung in der Regel?

Kellerhoff: Für die meisten ist es weniger die Selbständigkeit oder die betriebswirtschaftlich bessere Aufstellung ihres eigenen Instituts, als primär der Wunsch, eine verantwortungsvolle Position in der Wellness- und/oder Spabranche zu erhalten. Viele Teilnehmer kommen aus einem Betrieb und bleiben auch nach der Zusatzqualifikation in diesem. Für alle liegt das Motiv für die Weiterbildung im Vorankommen, in der Möglichkeit durch die Qualifikation eine Leitungs-, Führungs- oder Managementfunktion zu erlangen. Viele unserer Absolventen schlagen nach der Weiterbildung einen, in dieser Hinsicht, erfolgreichen Weg ein. Selbstverständlich ist die Weiterbildung „Wellness- und Spamanagement“ dabei ein ganz wichtiger Aspekt, aber natürlich auch nur einer von vielen. Dahingehend kann ich aus meiner Erfahrung nur bestätigen, was Herr Dreckmann bereits zum Ausdruck gebracht hat – praktische Erfahrungen sind äußerst wichtig. Aber auch Soft-Skills. In der Kombination mit entsprechendem Know-how, das der Absolvent praxisrelevant umsetzen kann, hat er das entsprechende Rüstzeug zum erfolgreichen Spa-Manager.

 

Es gibt nun die Möglichkeit, an der IST-Hochschule für Management den Schwerpunkt Wellness- und Spamanagement im Rahmen diverser Bachelor-Studiengänge zu belegen. Ist der Markt bereit für diesen Schritt?

Kellerhoff: Wir verzeichnen in allen Branchen einen steigenden Trend zur Akademisierung. Das Interesse an Ausbildungsberufen geht bei jungen Leuten zurück, Studiengänge liegen im Trend. Allerdings werden mit Hilfe der akademischen Ausbildungen primär potenzielle Führungskräfte ausgebildet. Selbstverständlich fehlt es daran in der Branche auch, herausfordernder ist der Fachkräftemangel. Wenn wir uns also fragen, ob der Markt reif ist für akademische Spa-Manager, kann man nur sagen, jein. Fakt ist, die Professionalisierung der Branche und der Verdrängungswettbewerb fordert es ein, dass Spa- und Wellnessbereiche betriebswirtschaftlich geführt werden. Die gängige Praxis vieler Häuser, aus Therapeuten oder Kosmetikerinnen ohne Weiterbildung Spa-Manager zu machen, ist einer betriebswirtschaftlich orientierten Führung nicht zuträglich. Wenn wir „schwarz und weiß“ sehen möchten, gibt es zwei Sichtweisen. In der Industrie war es früher auch so, dass man es als Facharbeiter mit langjähriger Erfahrung und guten Leistungen ins Management schaffen konnte. Heute ist es in der Industrie auch anders. Absolventen von Universitäten gelangen, ohne „von der Pike auf“ gelernt zu haben, ins Management. Auch das führt häufig zu Konflikten und mangelnder Akzeptanz. Auf die Wellness- und Spabranche übertragen, gibt es aber auch hier kaum einen Spa-Manager, der oder die gleichzeitig gelernte Kosmetikerin, Medizinischer Bademeister/in und Masseur/in, Physiotherapeut/in und Sportwissenschaftler/in ist und darüber hinaus BWL studiert hat. Gewisse blinde Flecken sind also immer vorhanden. Im Gegensatz zur Industrie scheut man sich in vielen Häusern aber, das Risiko einzugehen und reine Manager einzustellen, die nicht mehr in den Behandlungskabinen stehen. Zum anderen möchten oder können sie auch keine Managergehälter zahlen. Was das angeht, ist die Branche leider noch nicht reif, auch wenn Herr Dreckmann und ich daran glauben, dass ein guter Manager sein Geld wert ist und sich rechnet. Aber daher ein entschiedenes „jein“.


Wie versucht das IST dies zu lösen, denn Sie sind sich dieser Herausforderungen schließlich bewusst?

Kellerhoff: Wir lösen dies auf unterschiedliche Art und Weise. Zum einen verfolgen wir weiterhin unseren seit 10 Jahren erfolgreichen Weg und bieten die Weiterbildung „Wellness- und Spamanagement“ auch weiterhin an. Sie dient als nebenberufliche Qualifikation vor allem Fachkräften dazu, sich berufsbegleitend betriebswirtschaftlich gut aufzustellen, um als Spa-Manager einen erfolgreichen Weg gehen zu können. Zum anderen sind wir aber nun auch für die Akademisierung gewappnet. Wellness- und Spamanagement ist als Wahlpflichtmodul in unsere Bachelor-Studiengänge integriert. Wer zwei Wahlpflichtmodule Wellness- und Spamanagement im Rahmen seines Studiums belegt, erhält am Ende einen Bachelorabschluss, der darüber hinaus mit „Schwerpunkt Wellness- und Spamanagement“ aufwartet. Die Bachelorstudiengänge tragen Titel wie „Tourismus Management“, „Hotel Management“ und „Fitness & Health Management“. Einen Schwerpunkt auf das Wellness- und Spamanagement im Rahmen derart gelagerter Studiengänge zu legen, ist bislang selten. Das hat zur Folge, dass viele Verantwortliche für Spa-Bereiche weder eine Ausbildung aus dem Bereich mitbringen, noch in dem Bereich gearbeitet haben. Auch Hoteldirektoren haben mitunter selten praktische Arbeitserfahrungen im Spa, steuern diesen aber mit. Wir bringen die Studenten nun zumindest an die Stelle, dass Sie sich mit der Produktwelt „Wellness & Spa“ im Studium ausführlich auseinandersetzen und nicht erst mit der Aufgabe wachsen müssen. Der letzte Baustein, mit dem wir uns der Hausforderung stellen ist, dass wir zunehmend duale Bachelorstudiengänge einführen. Dieses Angebot verbindet das akademische Studium mit Praxiserfahrungen im Betrieb. Selbstverständlich kann man die Praxiserfahrungen auch schon frühzeitig im Spa- oder Wellnessbereich sammeln. Aber nicht nur diese Angebote, auch unsere „normalen“ Bachelorstudiengänge lassen sich in Voll- und Teilzeit studieren und erlauben es, durch die Fernunterrichtsanteile neben dem Studium Praxiserfahrungen zu sammeln, besser als in vielen üblichen Vollzeitstudiengängen bspw. an staatlichen Hochschulen.

 

Welche Entwicklungen sehen Sie im Bildungsbereich?

Kellerhoff: Im Bildungsbereich sehe ich die bereits angesprochene Akademisierung, den Trend zum lebenslangen Lernen und eine Fokussierung auf einzelne Aspekte, Nischen und Branchen. Studiengänge tragen häufig den Titel des späteren Jobs. Es werden daher mehr Spezialisten als Generalisten ausgebildet. BWL führte einen Absolventen früher häufig in sehr unterschiedliche Branchen und Positionen. Heute studiert man bspw. „Tourismus Management“ mit dem spezifischen Ziel, exakt im Management innerhalb der Tourismusbranche zu arbeiten. Die klassische Ausbildung, um die uns die Nachbarländer beneiden, ist für die heutige Jugend nicht mehr sonderlich attraktiv. Es soll ohne Umwege ins Management gehen. Wir haben zudem sehr viele Anfragen nach Master-Abschlüssen. Leider kommen diese sehr häufig von Bachelorabsolventen auch anderer Hochschulen, die noch keine Berufserfahrung gesammelt haben und im Master-Titel eine Chance sehen, noch mehr Know-how zu erwerben, um bessere Chancen zu haben. Somit sehe ich als weitere Entwicklung das Zusammenwachsen von Berufspraxis und Studium.

 

Wir danken Ihnen für das Gespräch!

 

Informationen zur Weiterbildung finden Sie unter „Wellness- und Spamanagement“.