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14.07.2016

Was heute für ein professionelles Athletenmanagement wichtig ist

Im August startet die berufsbegleitende Weiterbildung „Athletenmanagement“ des IST-Studieninstituts zum zweiten Mal. Ziel des IST-Diploms ist es, die Teilnehmer zu persönlichen Karrierebegleitern für Leistungssportler aller Sportarten zu machen. Vor dem kommenden Kursstart sprachen wir mit Matthias Jaissle, einem der ersten Kursteilnehmer und U16-Co-Trainer bei RB Leipzig sowie IST-Studiengangleiter Bernd Baumbach.

IST: Herr Baumbach, die Weiterbildung „Athletenmanagement“ dauert 16 Monate und setzt sich aus Lehrheften, Präsenzphasen und Online-Inhalten zusammen. Die Absolventen sollen danach eine professionelle und ganzheitliche Betreuung von Athleten anbieten können. Welche Inhalte werden dazu vermittelt?
Baumbach: Der Kurs setzt sich aus vier Bausteinen zusammen. Neben einer betriebswirtschaftlichen Basis als Grundlage für die weiteren Inhalte, gibt es psychologische und sportpsychologische Inhalte, die entscheidend für die zwischenmenschlichen Beziehungen von Athleten und Beratern sind. Zum Psychologie-Baustein gehören auch Inhalte aus den Bereichen Kommunikation, Konfliktmanagement und Gesprächsführung, damit unsere Teilnehmer gezielt auf Vertragsgespräche und Krisensituationen vorbereitet werden. Dritter Baustein ist dann die Vermarktung eines Athleten, wobei wir einen Schwerpunkt auf den Bereich Social Media Vermarktung gelegt haben. Abschließend erlangen unsere Teilnehmer sportrechtliche Skills, zu denen vor allem das komplexe Gebiet des Transferrechts gehört.

IST: Herr Jaissle, entspricht der Kurs Ihren Vorstellungen und wie haben Ihnen die ersten Monate gefallen?
Jaissle: Als Student des Bachelor-Studiengangs „Sportbusiness Management“ habe ich im Austausch mit dem IST frühzeitig vom Kurs „Athletenmanagement“ erfahren und schnell den Entschluss gefasst, den Kurs gleich beim ersten Start zu belegen. Vor allem weil er nicht – wie die alte DFB-Spielervermittler-Lizenz – nur auf den klassischen Spielerberater im Fußball ausgelegt ist, sondern vielmehr auf die Komplexität der Betreuung eines Athleten und dabei alle wichtigen Teilbereiche abdeckt. Bisher gefällt mir die Abwechslung zwischen theoretischen Inhalten in den Lehrheften und den Online-Tools sehr gut. Seminare stehen erst noch bevor. Da bin ich sehr gespannt.

IST: Herr Baumbach, es gab großes Interesse an dem Kurs und neben Matthias Jaissle befinden sich Studenten aus den unterschiedlichsten Bereichen des Sports. Für wen ist der Kurs geeignet und welche Voraussetzungen müssen mitgebracht werden?
Baumbach: Voraussetzung ist zunächst einmal eine abgeschlossene Fachhochschulreife oder alternativ ein Schulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung. Empfehlenswert sind natürlich erste Erfahrungen und vielleicht auch schon Kontakte im Sportbusiness. Die Teilnehmer kommen tatsächlich aus den verschiedensten Bereichen des Sports. Einige von ihnen sind noch aktive Profisportler. Für die ist der Kurs interessant, weil sich die meisten von ihnen selbst vermarkten und vor allem die neuen Medien Sportlern eine lukrative Perspektive für die Eigenvermarktung bieten. Aber natürlich ist der Kurs vor allem auch für Berater aus Agenturen, für sportliche Leiter in Nachwuchsleistungszentren, für Trainer, die ihr Portfolio erweitern möchten und für Verwandte von Sportlern, die ihre Liebsten tatkräftig unterstützen wollen, spannend.

IST: Den Teilnehmern werden Experteninterviews mit tiefen Einblicken in die Branche geboten. Wer berichtet hier von seinen Erfahrungen?
Baumbach: In der Konzeption des Kurses gab es für mich einen entscheidenden Faktor: Den Teilnehmern wird aufgezeigt, was es bedeutet, einen Athleten zu „managen“. Daher haben wir einige Experten aus der Branche vor die Kamera geholt, um mit ihnen den Begriff Athletenmanagement zu definieren und die Aufgaben, die rund um einen Athleten anfallen, zu konkretisieren. Fußballprofi Dominic Peitz tut dies im Rahmen unserer Video-Interviews aus Sicht eines Fußballprofis, Volleyballerin Angelina Hübner aus Sicht einer Ex-Profisportlerin und Gründerin einer Beratungsagentur im Volleyball und Kevin Ameskamp von Fortuna Düsseldorf aus Sicht eines Nachwuchsleistungszentrums. Mittlerweile konnten wir weitere Experten gewinnen. So stand uns z.B. Andy Eyring als ehemaliger Mountainbike-Profi Rede und Antwort. Andy hat sich schon sehr früh mit 14 Jahren selbst vermarktet und entscheidet mittlerweile auf Sponsorenseite selbst, welcher Radsport-Athlet ein spannender Testimonial ist. Um auch die Sichtweisen eines Fußballtrainers zu diesem Thema zu bekommen, haben wir mit Rainer Kraft gesprochen, der spannende Einblicke in die tägliche Arbeit eines Fußballtrainers gewährt, u.a. von seinen Auslandserfahrungen im Iran und in Aserbaidschan berichtet.

IST: Apropos Praxisbezug. Können Sie, Herr Jaissle, die Inhalte der Weiterbildung schon bei der täglichen Arbeit nutzen?
Jaissle: Ja, hier nimmt man auf jeden Fall von Anfang an eine Menge für den Arbeitsalltag mit. Natürlich ist die betriebswirtschaftliche Basis, die im Kurs gelegt wird, hilfreich. Die sportpsychologischen Inhalte finde ich für das Tagesgeschäft am wertvollsten für die Zusammenarbeit mit Sportlern. In meiner Arbeit bei RB habe ich nämlich ständig mit jungen, engagierten und leistungsorientierten Sportlern zu tun, wo mir das Wissen aus dem Kurs gerade im zwischenmenschlichen Bereich direkt weiterhilft und neue Denkanstöße liefert. Zudem sind die Einblicke in die Social Media Vermarktung und prinzipiell die Handlungsempfehlungen für den Umgang mit den sozialen Netzwerken wichtig, damit die Vorgaben des Vereins für junge Spieler auch mitentwickelt werden können.

IST: Auf der IST-Homepage ist seit Kurzem zu lesen, dass ein Expertentalk zum Thema „Steuern im Profisport“ im Kurs enthalten ist. Was hat es damit auf sich?
Baumbach: Wir konnten Herrn Kosner und Herrn Ermes von Price Waterhouse Cooper (PwC) für ein Experteninterview gewinnen, in dem die beiden das Thema Steuern für Profisportler erläutern. Als zusätzlichen Lehrinhalt halte ich dies für sehr wertvoll, da das Thema Steuern im Profisport einen komplexen Teil der Athletenbetreuung darstellt. Natürlich bilden wir hier keine Steuerberater aus, auf die in der Praxis gerade in den höheren Sphären des Spitzensports nicht verzichtet werden kann. Aber wir sensibilisieren unsere Teilnehmer für dieses Thema. Neben der Einführung ins deutsche Einkommenssteuerrecht ist in diesem Talk vor allem spannend, wie mit im Ausland verdientem Geld umzugehen ist. Wussten Sie, dass unsere WM-Helden von 2014 die DFB-Gage in Brasilien versteuern mussten? Eine Erklärung, wie mit diesen Themen umgegangen wird, gibt es dann im Laufe des Kurses.

IST: Herr Jaissle, Sie haben nicht nur die Erfahrung als Fußballprofi, sondern arbeiten in Leipzig auch mit den Nachwuchstalenten zusammen. Wie wichtig ist die gezielte Vorbereitung auf den Job als Athletenmanager bzw. Berater?
Jaissle: Ich halte eine fundierte Ausbildung für sehr wichtig! Die Arbeit eines Beraters verändert sich, so wie sich alles im Fußball rasant weiterentwickelt. Die Aufmerksamkeit wird schon viel früher auf junge Talente gelenkt. Die Jungs werden bereits sehr früh mit komplexen Themen konfrontiert und es ist sehr wichtig, dass sie hier jemanden an ihrer Seite haben, dem sie vertrauen und der mit seinem Netzwerk und seinem Wissen Themen einfach verständlich angeht. Kein Berater kann alles selbst, es geht letztlich darum zu wissen, wo man nachfragen muss, wen man im Netzwerk benötigt und wie man Themen ideal von einem Athleten auch mal fernhält. Deswegen gefallen mir die Einbindung der verschiedenen Bausteine, die unterschiedlichen Expertenmeinungen und die Vorbereitung auf das, was eigentlich alles auf einen zukommt!

IST: Wie haben Berater in Ihrer Zeit als Profi Vertrauen zu Ihnen aufbauen können und was raten Sie Ihren jungen Spielern, wenn das Thema Berater aufkommt?
Jaissle: Zu meiner Zeit war der entscheidende Faktor noch das Know-how rund um Transfer- und Vertragsfragen. Wer da gut war, war der gefragteste Berater für die Spieler und auch die Vereine. Doch wir können erkennen, dass sich das ändert. Für viele Fußballer und sicher auch für andere Athleten ist die Frage nach Vermarktung und Rundum-Betreuung eine immer bedeutendere. Nicht umsonst spezialisieren sich die großen Agenturen zunehmend auf die sogenannte 360-Grad-Betreuung, teilweise mit dem Schwerpunkt der Vermarktung der Sportler.

IST: Können Sie den Kurs „Athletenmanagement“ beim IST-Studieninstitut weiterempfehlen?
Jaissle: Ja, absolut. Dieser Kurs bietet für mich eine ideale Möglichkeit, sich die Grundhandwerkzeuge des Athletenmanagements anzueignen! Wer in diesem Bereich arbeiten möchte oder sich verbessern will, ist beim IST gut aufgehoben.

IST: Herr Jaissle, Herr Baumbach, vielen Dank für das Gespräch.

 

Bernd Baumbach vom IST (links) und Matthias Jaissle vom RB Leipzig waren unsere Interview-Partner.

Informationen zur Weiterbildung gibt es unter Athletenmanagement“.