05.08.2008
IST-Student und Ex-Basketballprofi Marvin Willoughby engagiert sich für die Integration von Schülern
Marvin Willoughby hat beim IST-Studieninstitut die Weiterbildung „Sportmanagement (IST)“ absolviert und belegt momentan das Fernstudium zum „Sportfachwirt (IHK)“. Vor Kurzem hat er mit Samy Deluxe das Projekt „Crossover“ zur Integration von Jugendlichen durch Sport und Musik gestartet. In einem Interview hat er uns von dem Projekt und von seinen weiteren beruflichen Zielen erzählt.
Marvin Willoughby war schon als Jugendlicher begeisterter Basketballer. Er schaffte es bis in die deutsche Nationalmannschaft, für die er jahrelang spielte. Nach einer Sprunggelenksverletzung musste er seine aktive Profisportlerkarriere beenden. Mittlerweile ist der 30-jährige Hamburger erfolgreich als Trainer der U 16-Nationalmannschaft tätig, außerdem organisiert er Basketballcamps und -turniere und engagiert sich für soziale Projekte wie „Crossover“.
Herr Willoughby, Sie haben das Projekt „Crossover“ mit Samy Deluxe, Julia von Dohnanyi und Silke Nowitzki ins Leben gerufen. Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Projekt gekommen?
Marvin Willoughby: Durch Basketballcamp-Veranstaltungen, die ich schon seit längerem mache, ist mir bewusst geworden, was für einen Einfluss ich auf das Leben von Jugendlichen haben kann. Besonders das Integrationspotenzial im Basketballsport wollte ich mehr in den Vordergrund stellen. Die Zusammenarbeit mit Samy kam durch ein Gespräch zustande, in dem uns klar wurde, dass wir ähnliche Erfahrungen mit Musik und Sport gemacht haben. Diese wollen wir gerne an Jugendliche weitergeben.
Was hat man sich unter „Crossover“ vorzustellen?
Willoughby: Das Motto dieses Projektes ist „Integration durch Kommunikation und Teamfähigkeit“. In Workshops, die um die zehn Wochen dauern, werden zwei oder drei Klassen von Schülern mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund – z.B. Schüler von einer Hauptschule mit Schülern aus einer Eliteschule – durch Sport und Musik zusammengeführt. Durch das Basketballtraining in der Halle wird ihre Teamfähigkeit, durch Rap-Workshops mit Samy ihre Kommunikation geschult. Meine Aufgabe dabei ist, den Schülern zu vermitteln, dass ein Basketballteam eine Art Mikrokosmos der Gesellschaft ist, in dem die Jugendlichen die Rechte und Pflichten einer solchen Gruppe herausfinden sollen. Samy arbeitet mit den Kids daran, ihre Meinung und Sicht auf Deutschland durch Rappen, Singen, Gedichte, Texte etc. zu formulieren.
Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?
Willoughby: Wir sind jeweils zwei Stunden pro Woche an der Schule und sind in den normalen Schulunterricht integriert. Zu jedem Workshop-Treffen werden aus den verschiedenen Klassen neue Gruppen gebildet. Neben dem Texten und Basketballspielen müssen die Jugendlichen in den Workshops immer neue Aufgaben lösen. Zum Ende jeder Workshop-Stunde wird versucht, ein gemeinsam gestecktes Ziel zu erreichen. Dabei müssen die Kids das Ziel selbst bestimmen und untereinander klären, wie sie es erreichen.
Wie kommt das Projekt bei den Kindern und Jugendlichen an?
Willoughby: Durch die Popularität von Samy und mir haben wir einen sehr entspannten Zugang zu den Jugendlichen. Sie sehen zu uns auf, da wir erfolgreich in „Feldern“ sind, die die Jugendlichen als cool empfinden. Dadurch fällt es uns leichter, sie für unsere Aufgaben zu begeistern.
Was bewirkt das Projekt „Crossover“ Ihrer Meinung nach bei den Jugendlichen?
Willoughby: Sie lernen, offener auf Menschen zuzugehen und versuchen toleranter zu sein. Unabhängig davon, ob sie die Person mögen oder nicht, machen die Schüler ihre Sympathie oder Antipathie nicht mehr am sozialen Background anderer Schüler fest. Meiner Meinung nach öffnen wir dadurch gesellschaftliche Schranken in den Köpfen der Jugendlichen.
Was gefällt Ihnen persönlich an diesem Projekt?
Willoughby: Am meisten gefällt mir, dass das Projekt wirklich funktioniert und die Jugendlichen ernsthaft berührt. Ich muss den Jugendlichen nichts vormachen, sondern ihnen nur klar machen, dass das Projekt völlig von ihnen abhängig ist – entweder sie zeigen Initiative und wir haben Spaß oder sie machen nichts und es passiert nichts. So lernen sie auch, wie es im echten Leben zugeht.
Was sind Ihre langfristigen Ziele mit diesem Projekt?
Willoughby: Ich würde gerne einen festen Ort im Sinne eines „Haus der Jugend“ schaffen, an dem wir das Konzept weiter ausbauen können und alle Schüler Hamburgs erreichen.
Haben Sie schon neue Pläne für weitere Projekte oder Aktionen?
Willoughby: Die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit finden dieses Jahr in Hamburg statt und wir werden als „Hauptact“ unser Projekt vorstellen. Dazu haben wir einen deutschlandweiten Wettbewerb ausgerufen, bei dem 32 Schüler aus ganz Deutschland nach Hamburg eingeladen werden und innerhalb einer Woche mit „Crossover“ einen Auftritt bei dem Bürgerfest organisieren. Außerdem finden ein Basketballturnier und ein Workshop bei dem Bürgerfest statt. Ansonsten veranstalten wir natürlich regelmäßig unsere Basketballcamps für jedermann.
Sie haben beim IST das Fernstudium „Sportmanagement“ absolviert und belegen zurzeit die Weiterbildung zum „Sportfachwirt (IHK)“. Hilft Ihnen das dabei erworbene Wissen bei Ihrer jetzigen Arbeit?
Willoughby: Da ich neben der Sozialarbeit mit den Jugendlichen und der Arbeit als Trainer der U-16 Basketball-Nationalmannschaft auch Veranstaltungen, darunter Turniere und Camps organisiere, kommen mir die erworbenen Fähigkeiten zugute. Event-Organisation, Projektplanung etc. sind alles Dinge, die ich bei der Weiterbildung „Sportmanagement“ erlernt habe und momentan beim „Sportfachwirt“ vertiefe. Die theoretischen Grundlagen kann ich jetzt gut praktisch umsetzen.
Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach Weiterbildung bzw. das Beschäftigen mit der Zeit nach der Karriere für Basketballprofis grundsätzlich?
Willoughby: Nur wenige Sportprofis haben nach ihrer aktiven Karriere das Glück, weiterhin vom Sportbusiness leben zu können. Um sich diesen Wunsch zu erfüllen, rate ich all meinen aktiven Sportler-Freunden, sich schon jetzt mit ihrer weiteren beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen. Das IST bietet hier berufsbegleitend eine gute Möglichkeit.
Herr Willoughby, vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Informationen zu den Sozialprojekten oder den Basketballcamps von Marvin Willoughby gibt es auf den Internetseiten www.bballcamp.de und www.sportohnegrenzen.de.