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03.02.2011

Mit Fachwissen und Herzblut für die Borussia

Als Sportdirektor und Teammanager leiten Max Eberl und Steffen Korell die Geschicke von Borussia Mönchengladbach. Schon während ihrer aktiven Karriere haben die beiden sich durch Weiterbildungen beim IST-Studieninstitut auf Aufgaben im Sportmanagement vorbereitet. Im Interview sprechen sie über ihre Weiterbildung, wie sie davon in ihren heutigen Jobs profitieren, über die Notwendigkeit für Sportler, sich rechtzeitig auf die Zeit nach der Karriere vorzubereiten und darüber, ob es heute überhaupt noch möglich ist, als verdienter Spieler ohne entsprechende Qualifikation im Management eines Vereins zu arbeiten.

Herr Eberl, Herr Korell, warum haben Sie sich damals entschieden, die Weiterbildung beim IST-Studieninstitut zu belegen?

Max Eberl: Ich habe mein Abitur gemacht und kannte daher immer schon die Kombination Schule und Fußball, die ich auch sehr genossen habe, weil man jeweils beim einen vom anderen abschalten konnte. Die Entscheidung hing dann aber auch damit zusammen, dass ich die vierte oder fünfte OP hinter mir hatte. Mit den Verletzungen kommt natürlich auch der Gedanke „pass auf, es kann schneller vorbei sein, als du denkst“. Nachdem ich einen ersten Anlauf an der Fernuniversität Hagen zeitlich nicht geschafft habe, kam ich zum IST und bin heute sehr froh, dass ich die Weiterbildung dort gemacht habe.

Steffen Korell: Früher hat man sich wohl noch mehr damit beschäftigt, ein zweites Standbein zu haben. Ich habe parallel zu meiner Profizeit bereits eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht. Und mich darauf aufbauend immer wieder informiert, was es so für Möglichkeiten gibt – sich weiterzubilden, aber auch einfach etwas nebenher zu machen.

Sie habe sich dann für die Weiterbildung zum „Sportfachwirt (IHK)“ entschieden. Wie hat sie Ihnen gefallen?

Korell: Es war auf jeden Fall machbar. Das finde ich immer wichtig, dass es parallel zum Profi-Alltag zu bewältigen ist. Auch fand ich die Präsenzphasen – die natürlich nicht so einfach wahrzunehmen waren, da sie mit dem Trainings- und Spielplan vereinbart werden mussten – für mich sehr wichtig, weil man sich dort austauschen konnte und ich zusätzlich zu den Inhalten der Lehrhefte noch einiges mitgenommen habe.

Eberl: Bei mir ist die Weiterbildung ja schon etwas länger her. Auch ich habe es damals als machbar empfunden. Ich habe meine Studienhefte bekommen und stand in regem telefonischem Austausch mit dem Institut. Ich habe die Zusammenarbeit mit dem IST immer als sehr angenehm empfunden und fand es gut, nicht ein Institut hinter mir stehen zu haben, das mit erhobenem Zeigefinger sagt „du musst, du musst, du musst“, sondern dass man einfach für sich seinen Raum schaffen konnte, alles zu bewältigen.

Glauben Sie, dass sich Fußballer genug mit dem Thema Weiterbildung und der Zeit nach der aktiven Karriere beschäftigen?

EberlEberl: Ich glaube pauschal kann man das nicht sagen. Es gibt immer noch genug Jungs, die sich auch um das Leben um den Fußball herum Gedanken machen. Nach meinem Empfinden hat der Fußball aber in den letzten zehn Jahren exorbitant an Öffentlichkeitswirksamkeit zugenommen. Der Fußballer ist heute Person des öffentlichen Lebens. Auf welchem roten Teppich erscheint er? Bei welcher Filmveröffentlichung war er? etc. Zudem wird ein Jungprofi, der drei gute Spiele gemacht hat, sofort mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht und es werden entsprechende Werbeverträge gemacht. Das gab es früher nicht. Ich glaube, dass der Fußball einen Wandel vollzogen hat, der für die jungen Menschen schwierig zu bewältigen ist. Deswegen ist es wichtig, dass die Jungs geerdet bleiben, dass sie wissen, wie schnell das vorbei sein kann, wissen, dass es auch eine gewisse Scheinwelt ist, in der wir uns bewegen, und dass eben solche wichtigen Dinge wie Ausbildung auch weiter Bestand haben. Deshalb muss in den Leistungszentren von vorneherein gesagt werden, dass Schule auch wichtig ist, und dass es eben mit Angeboten wie denen des IST-Studieninstituts Möglichkeiten gibt, einen weiteren Schritt zu gehen, der auch neben dem Fußball machbar ist. Da sind wir als Verein in der Verantwortung, das auch vorzuleben.

Können sich Vereine Ihrer Meinung nach eigentlich heute noch das Vorgehen erlauben, verdienten Spielern nach Karriereende einen Job im Management zu geben oder ist entsprechendes Fachwissen hier zwingend notwendig?

Eberl: Wenn wir einfach mal die Summen bei einem Fußballunternehmen anschauen: früher waren es vielleicht zehn Millionen Mark Umsatz, heute sind es 70 – oder bei Bayern München – 380 Millionen Euro. Ich glaube da kann sich keiner mehr erlauben, irgendwo jemanden auf eine Position zu setzen, der von der ganzen Materie, die er bearbeiten soll, keine Ahnung hat. Ich bin der Meinung, dass jeder – egal ob es ein Fußballtrainer ist, ein Athletiktrainer, ein Torwarttrainer oder auch Personal in Bereichen wie Marketing oder Sportmanagement – eine spezielle Ausbildung haben muss. Wenn wir bei der Borussia Leute einstellen, reichen Vereinszugehörigkeit oder zehn Jahre Profifußball nicht aus, sondern es ist Voraussetzung, dass man das notwenige Know-how erworben hat.

Welche Aufgaben genau haben Sie beiden bei der Borussia und profitieren Sie dabei von Ihrer IST-Weiterbildung?

KorellKorell: Als Teammanager kümmere ich mich in erster Linie um die Organisation rund um die Lizenzmannschaft. Dazu gehören natürlich auch Bestellungen, der Einkauf für die Lizenzmannschaft, Rechnungsprüfung etc., all das, was ich mal gelernt habe. Da hilft mir die Weiterbildung und hat mir den Einstieg auch erleichtert. Ansonsten ist es glaube ich allgemein so, dass es einen weiterbringt, wenn man mal über den Tellerrand hinausgeblickt hat. Natürlich ist es in meiner jetzigen Situation gut, dass ich das Profitum selbst erlebt habe. Aber für den Einstieg in einen solchen Managementjob ist es unerlässlich, entsprechende Qualifikationen mitzubringen. Man muss auf einem gewissen Niveau einsteigen können – und darauf kann man sich vorbereiten. Sonst hat man auch dann keine Chance, wenn man vielleicht einen großen Namen mitbringt. Die Borussia mit über 100 Mitarbeitern ist nun mal ein Wirtschaftsunternehmen, da kann man in Managementpositionen keinen Laien ranlassen.  

Eberl: Ich bin aktuell ja Sportdirektor, da hat  man viele Leute um sich herum, die einem helfen. Natürlich muss man auch hier die wirtschaftlichen Zusammenhänge kennen und die Entscheidungen fällen. Aber es fing ja bereits 2004 an, als ich mit 31 Jahren mit dem Fußball aufgehört habe, weil der Club mir angeboten hat, Jugenddirektor zu werden. Da habe ich von der Weiterbildung viele Dinge, wie sie Steffen schon angesprochen hat, mitnehmen können. Gerade als Jugenddirektor hast du sehr viel Verantwortung für Dinge wie den Einkauf fürs Jugendinternat oder die Trainerverpflichtung. Du hast ein Budget, musst es verwalten und schauen, welche Möglichkeiten es gibt, Mehreinnahmen zu generieren, suchst Sponsoren etc. Man ist im Grunde in diesem „kompletten Blumenstrauß“ unterwegs, den man in diesem wirtschaftlichen Studium beim IST kennengelernt hat. Deswegen sind solche Einstiege und solche Weiterbildungen für mich absolut notwendig. Wenn ich das nicht gehabt hätte, hätte ich zwar Ahnung von Talent gehabt, könnte beurteilen, ob ein Junge spielen kann oder nicht, ob ein Trainer trainieren kann oder nicht – aber das, was es hintendran wirtschaftlich bedeutet, hätte mir gefehlt. Die Weiterbildung parallel zum Fußball gemacht zu haben – und somit neben der aktiven Erfahrung als Profi auch das Know-how zu haben, das Wirtschaftliche zu verstehen – war für mich die beste Voraussetzung.

Sie sind beide schon seit vielen Jahren als Spieler bei der Borussia und arbeiten jetzt im Management. Dadurch ergibt sicher doch sicherlich eine besondere Bindung zu dem Verein, oder?

Eberl: Ich komme eigentlich aus dem bayerischen Raum, bin jetzt aber im zwölften Jahr hier in Gladbach und habe als Spieler sehr viel miterleben dürfen. Man hat natürlich eine große Affinität zum Verein, das ist unwiderruflich so. Aber da kommen wir wieder in bisschen zu dem, was ich gerade gesagt habe: das alleine reicht nicht. Du musst gute Arbeit leisten, um bei einem Club, dem du wohl gesonnen bist, weiter arbeiten zu dürfen. Es ist nicht so, dass ich sage, ich mache das die nächsten 20 Jahre. Das entscheide nicht ich, sondern das entscheidet meine Arbeit und ein Stück weit auch das Quäntchen Glück, das du im Fußball nicht beeinflussen kannst. Ich fühl mich sehr wohl hier. Der Club ist mir sehr ans Herz gewachsen und hat eine große Tradition, die ich gerne weiter treiben würde.

Korell: Da kann man eigentlich nichts hinzufügen. Natürlich kann dich das Tagesgeschäft im Fußball oftmals einholten, das ist das Problem in dem Job, das macht es aber auch interessant. Ich glaube, dass wir aber beide so eingestellt sind, dass wir noch was vorhaben mit der Borussia und den Weg, auf dem wir gerade sind, gerne noch ein bisschen länger gehen würden. Unabhängig davon ist das jetzt nicht mehr ein normaler Club – wie das vielleicht für den ein oder anderen Spieler ist, der erst ein Jahr da ist – sondern ein Verein, bei dem wir selber gespielt haben und den wir jetzt über fünf, sechs Jahre im Hintergrund miterlebt haben. Da ist schon auch ein Stück Herzblut mit dabei.  

Herr Eberl, Herr Korell, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!