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09.03.2020

Der König unter den Sportmanagern

Kingsley Onuegbu, das Feierbiest aus Duisburg, hat sich mit 61 Toren in 184 Spielen in die Herzen der MSV-Fans gespielt. Im Sommer 2018 wechselte der „King“ nach fünf emotionalen Jahren und zwei Aufstiegen von der Wedau zum zyprischen Erstligisten Nea Salamina Famagusta. Im Interview spricht der 33-Jährige über seine erste und seine zweite Karriere, über Spielpraxis und Praktiken abseits des Platzes – und über seine eigene Fußballschule, die er in seiner Heimatstadt Kaduna eröffnen möchte.

Kingsley Onuegbu mit seinem Abschlusszeugnis am IST-StudieninstitutHerr Onuegbu, in Duisburg waren Sie der Publikumsliebling, das Feierbiest. Wie sind die Partys auf Zypern?
Kingsley Onuegbu:
Nicht so gut. Da bin ich aus meiner Zeit im Ruhrgebiet mehr gewohnt.

Sie sind jetzt seit eineinhalb Jahren bei Famagusta am Ball. Vermissen Sie den MSV?
Onuegbu:
Es war eine großartige Zeit. Und mit einigen Spielern wie Moritz Stoppelkamp und Ahmet Engin stehe ich noch in Kontakt. Wir schreiben uns oft. Aber aktuell gebe ich 100 Prozent für Famagusta.

… wo Sie mit neun Toren in 16 Spielen in dieser Saison zu den Top-Scorern gehören. Was ist diese Saison noch möglich?
Onuegbu:
Famagusta ist ein kleiner Verein. Die Saison geht noch bis Mai und wir versuchen, wieder unter die ersten Sechs zu kommen.

Und dann? Sehen wir Sie nochmal in Deutschland? Vielleicht beim Aufsteiger in Duisburg?
Onuegbu (lacht):
Ich weiß nicht. Ich habe Spielpraxis, bin 100 Prozent fit und fühle mich konditionell sehr gut. Man soll nie nie sagen. Aber erstmal werde ich mich um meine Fußballschule kümmern.

Die möchte Sie in Ihrem nigerianischen Heimatort Kaduna aufbauen. Wie geht es voran?
Onuegbu:
Es ist nicht einfach. Ich habe das Konzept, die richtigen Leute und Trainer und das Invest steht auch. Aber wir suchen immer noch das passende Bauland, wo wir die Schule bauen können.

Sie hatten doch bereits einen Ort gefunden?
Onuegbu:
Ja, das stimmt. Aber in Nigeria läuft es anders als in Deutschland. Es gibt viele korrupte Menschen und wenn Du Pech hast, musst Du wieder bei null anfangen.

Aber wie im Fußball sind Sie ein Kämpfer und ziehen das durch.
Onuegbu:
Auf jeden Fall. Ich denke, dass wir diesen Sommer durchstarten und dann die Schule auch schnell eröffnen können. Das ist wichtig für die Kinder in Kaduna. Ich möchte Ihnen eine Chance geben, etwas aus ihrem Leben zu machen. Das ist mein Teil, den ich zurückgebe. Denn ich bin sehr dankbar für mein Leben als Fußballprofi.

Der Aufbau einer Fußballschule erfordert mehr als nur Fußball-Sachverstand. Es geht um Sportbusiness, Betriebswirtschaft, Management – wie haben Sie sich vorbereitet?
Onuegbu:
Ich habe gerade am IST-Studieninstitut mein Diplom in Sportmanagement erfolgreich absolviert. Damit bin ich gut ausgebildet und habe auch die Weichen schon für meine Karriere nach der Karriere gestellt. Vielleicht werde ich mich noch in Fußballmanagement oder Spielanalyse und Scouting weiterbilden.

Nicht alle Fußballer haben diesen Weitblick. Was empfehlen Sie jungen Kollegen?
Onuegbu:
Es ist enorm wichtig, sich frühzeitig weiterzubilden. Im Fußball kann man schnell viel Geld verdienen. Aber es kann auch schnell vorbei sein und manche verlieren ihr Geld auch schnell wieder. Deswegen ist es so wichtig, sich ein Standbein für die Zeit nach der aktiven Karriere aufzubauen.

Was nehmen Sie mit aus Ihrer Zeit auf Zypern?
Onuegbu:
Auch diese Station ist eine wichtige Erfahrung für mich. Ich bin froh, bei einem guten Verein gelandet zu sein. Das hätte auch anders kommen können.

Wie meinen Sie das?
Onuegbu:
Der Fußball ist anders als in Deutschland. Das Spielniveau ist schlechter. Und auch abseits des Platzes gibt es viele Praktiken, die mir nicht zusagen. Auch in der ersten Liga. Das ist nicht schön und es ist auch nicht leicht, damit umzugehen. Umso glücklicher bin ich, dass das bei meinem Klub Famagusta nicht so ist.

Vielleicht ein Beweggrund mehr, noch einmal in Deutschland zu spielen. Die Fans würden sich freuen, ihren King nochmal am Ball zu sehen …
Onuegbu:
Ich mich auch, ist doch klar. Wir werden sehen.