16.04.2008
Studien zum Fitness-Markt
In aktuellen Ausgaben verschiedener Fitnesszeitschriften werden Studien und Befragungen zum deutschen Fitnessmarkt vorgestellt. Die Ergebnisse beleuchten den derzeitigen Markt und versuchen, Trends und Entwicklungen aufzuzeigen. Hier sollen kurz einige Ergebnisse vorgestellt werden. Außerdem: Die Deloitte-Studie zum deutschen Fitness- und Wellnessmarkt 2007.
In unterschiedlichen Studien kann es unter Umständen zu verschiedenen Ergebnisse kommen. Wir geben an dieser Stelle einfach nur die veröffentlichten Angaben wieder.
In der Ausgabe April/Mai der Zeitschrift „Fitness Management International“ wird berichtet, dass der Deutsche Sportstudio Verband e.V. (DSSV) im März seine Eckdatenstudie 20007 vorgestellt hat. Diese kommt zu dem Schluss, dass das vergangene Jahr für die Fitnessbranche sehr erfolgreich war.
Einige Ergebnisse in Kürze:
- Im Jahr 2007 umfasste der Fitnessmarkt 5.960 Studios – berücksichtigt wurden Studios mit einer Fitnessfläche von mindestens 200 Quadratmeter. Das bedeutet ein Anlagenplus von 7,1 % im Vergleich zum Vorjahr.
- Mittlerweile betätigen sich laut dieser Studie 6,4 % der Bevölkerung sportlich in einem Fitness-Studio. Das sind 690.000 mehr als noch 2006.
- Die gestiegen Mitgliederzahl impliziert einen Netto-Umsatzanstieg von 2,21 Mrd. Euro auf 2,97 Mrd. Euro. Dies entspricht einem durchschnittlichen Umsatz von ca. 498.000 Euro je Anlage.
- Jedes Mitglied hat durchschnittlich 565 Euro für seine Fitness ausgegeben.
- Erstmals wurden 2007 die unabhängigen Studios getrennt von den Ketten- und Franchise-Studios betrachtet. In Deutschland besitzen die unabhängigen Studios einen Marktanteil von 89,4 %, die restlichen 10,6 % teilen sich auf Ketten (5,9%) und Franchiseunternehmen (4,7%) auf.
- Die unabhängigen Studios konnten einen Mitgliederzuwachs von durchschnittlich 11,1 % verzeichnen, bei Ketten und Franchiseunternehmen lag dieser bei nur 2,3 %.
- Der erzielte Nettoumsatz je Mitglied unterschiedet sich auch erheblich: bei unabhängigen Studios lag er bei 601,53 Euro, bei Franchisestudios bei 641,16 Euro und bei Kettenstudios bei einem Nettoumsatz von 388,01 Euro je Mitglied.
In der genannten Ausgabe der „Fitness Management International“ wird weiterhin eine Befragung der INNOFACT AG vorgestellt. Die befragte Stichprobe soll repräsentativ für die Besucher von Fitness-Studios in Deutschland ab 14 Jahren sein. Darin geht es um die Alters-, Einkommens- und Beschäftigungsstruktur der Studio-Mitglieder und um die Mitgliederzufriedenheit. Neben der Gesamt-Auswertung werden auch bestimmte Studio-Ketten im Einzelnen beleuchtet, darunter McFit, Fitness Company, Kieser Training und INJOY. Einen kostenfreien Basis-Report der Endverbraucher-Befragung gibt es unter www.innofact.de/835.0.html. Dort ist auch ein ausführlicher Analyse-Report zu bestellen.
In der Ausgabe 4/2008 der Zeitschrift „bodyLIFE“ werden die Ergebnisse des 14. Fitness-Umfrage-Index – FUX 2008 – vorgestellt. Die Zeitschrift führt jedes Jahr im Vorfeld der FIBO eine Umfrage über Entwicklungen in der Fitnessbranche unter den führenden Unternehmen durch.
Bei dieser bodyLIFE-Marktbefragung konnten die Teilnehmer im Rahmen einer offenen Frage die wichtigsten Trends und Prognosen für den Fitnessmarkt angeben. Bei den zu erwartenden Fitnesstrends konzentrierte sich die Hälfte aller Antworten auf die Themen „Gesundheit“, „Medizin“, „Rehabilitation“ und „Prävention“. An zweiter Stelle folgten mit einem Anteil von ca. 20 % Nennungen, die sich auf computergestützte bzw. internetbasierte Dienstleistungen bezogen. Nach Meinung der Befragten werden diese Technologien zukünftig auch verstärkt im Fitnessbereich genutzt. Jeweils 15 % der freien Antworten besagten, dass zum einen die Qualität des Angebots weiter steigen wird und zum anderen die „Soft Skills“ in den Vordergrund rücken. Man geht also davon aus, dass die Clubatmosphäre ein zunehmend wichtiger Erfolgsfaktor sein wird und der Club als sozialer Treffpunkt stärker an Bedeutung gewinnt.
Weitere Ergebnisse hier auszugsweise in Kürze:
- Die Fitnessbranche misst den Kooperationsmöglichkeiten mit Krankenkassen eine große Bedeutung zu. Das macht ein mittlerer Antwortwert von 5,1 deutlich (auf einer 7-stufigen Skala, wobei 7 die positivste Bewertung darstellt).
- Ein erfreuliches Bild ergibt die Einschätzung der gegenwärtigen Lage der Fitnessbranche. Der mittlere Antwortwert liegt mit 4,7 Punkten um 0,5 Punkte über dem Vorjahreswert und bedeutet die beste Bewertung seit sechs Jahren.
- Noch wesentlich günstiger als die derzeitige Lage wird die zukünftige Marktentwicklung prognostiziert. Hier wurde in diesem Jahr ein Mittelwert von 5,2 erreicht. Nach Einschätzung der befragten stehen der Fitnessbranche also gute Zeiten bevor.
- Das Wachstumspotenzial bei Ausdauergeräten wird mit 4,7 Punkten etwas höher als im letzten Jahr eingeschätzt, das Wachstumspotenzial bei Krafttrainingsgeräten mit 4,4 Punkten etwas niedriger als 2007.
- Die bereits erwähnte Einschätzung in der offenen Frage wird nochmals bestätigt: Die Wachstumschancen in den Bereichen med. Fitness und Rehabilitation werden mit 5,9 bewertet. Fitness wird laut dem Verfasser der Studie „mehr und mehr zum ‚Medikament Fitness’, ohne dass Fitness-Studios dabei ihre Charakteristik verlieren und ohne sich dabei in reine medizinische Einrichtungen zu verwandeln.“
Weitere Ergebnisse der Befragung finden Sie in der aktuellen Ausgabe der bodyLIFE oder im Internet unter http://www.bodylife.com/Artikel-3.8696.0.html.
Und auch die Zeitschrift shape up hat im März eine – weit vorausschauende – Befragung durchgeführt und die Ergebnisse in der März/April-Ausgabe von shape up Business vorgestellt. Und auch hier blicken die Befragten mit großem Optimismus in die Zukunft. Fast zwei Drittel (61,7%) erwarteten in den nächsten zwanzig Jahren einen Aufwärtstrend, über die Hälfte (53,2%) sehen sogar einen so starken Anstieg der Mitgliederzahlen hervor, dass die Zahl der Fitnesstreibenden sich bis 2028 sogar verdoppeln könnte. Die überwiegende Mehrheit (63,8%) sieht sich künftig als feste Säule der Gesundheitsbranche. Überhaupt: Gesundheit und Gewichtsreduktion, sagen jeweils 83% der Umfrageteilnehmer, werden in den nächsten Jahren die stärksten Motive für eine Mitgliedschaft im Fitness-Studio sein, gefolgt von Stressabbau (66%), Bewegungsmangel (61,7%) und der Pflege von sozialen Kontakten (59,6%).
Die shape up zieht das Fazit „Statt Fitness for Fun greift eine neue Ernsthaftigkeit um sich – und die Studios sind darauf eingerichtet“. Auf die Frage „Welche Dienstleistungen werden im Jahr 2028 überwiegen?“ setzen 83% auf Medical Fitness und 63,8% auf Personal Training. Weitere Ergebnisse lesen Sie in der shape up-Ausgabe.
Auch Deloitte stellte jetzt die Ergebnisse der jährlichen Marktstudie „Der deutsche Fitness- und Wellnessmarkt 2007“ vor. Der deutsche Fitnessmarkt 2007 ist nach einem schwachen Vorjahr mit 6 Prozent wieder deutlich gewachsen – nun trainieren knapp 5,5 Millionen Mitglieder in den Fitnessstudios. Innerhalb von nur vier Jahren konnte deren Anzahl um eine Million erhöht werden. Der langfristige Wachstumstrend setzt sich damit fort und im vergangenen Jahr betrug der Branchenumsatz erstmals knapp 3 Milliarden Euro.
„Wesentliche Treiber dieser Entwicklung sind nach wie vor die Ketten, die zahlreiche Anlagen betreiben und seit Jahren deutlich stärker als der Gesamtmarkt wachsen. Ihr Marktanteil stieg in den vergangenen vier Jahren bei den Mitgliedern um 13 Punkte auf knapp 35 Prozent, während dieser bei den Anlagen aufgrund überdurchschnittlicher Größe lediglich 13,8 Prozent beträgt“, erläutert Niels Gronau, Marktexperte bei Deloitte. „Einzelstudios halten weiterhin den größten Marktanteil, obwohl sie teilweise Mitglieder an Kettenbetreiber verloren haben. Doch auch sie nutzten im vergangenen Jahr das positive Umfeld und steigerten ihre Mitgliederzahl deutlich.“
Von den großen Betreibern sticht der Budgetanbieter McFit hervor: Der Marktführer konnte die Mitgliederzahl um 32 Prozent auf 550.000 steigern; diese trainieren für monatlich 16,90 Euro in einer der 89 Anlagen. Doch auch kleinere, regionale Discountanbieter wie Clever Fit oder Day-Night-Sports konnten Anlagen- und Mitgliederanzahl deutlich ausbauen. „Im internationalen Vergleich stellt Deutschland mit diesem Trend zum günstigen Fitnessangebot eine Ausnahme dar“, erklärt Karsten Hollasch, Partner und Leiter der Industriegruppe Leisure bei Deloitte. Denn in Europa hat sich dieser Trend noch nicht durchgesetzt: McFit möchte ihn nun zu den europäischen Nachbarn exportieren und plant nach eigenen Angaben, 2009 mit über 1.000.000 Mitgliedern zum mitgliederstärksten Betreiber in Europa zu werden.
Auf der anderen Seite des Angebotsspektrums konnten Premiumanbieter mit Fokus auf Wellnessangebote ihre Marktposition ausbauen. Deren Leistungsspektrum im zumeist gehobenen Ambiente umfasst neben Fitnesstraining beispielsweise umfangreiche Sauna- und Schwimmangebote sowie spezielle Zusatzleistungen wie Massage oder physiotherapeutische Anwendungen. Wesentliches Positionierungsmerkmal ist darüber hinaus meist die individuelle Betreuung durch das Service- und Trainingspersonal. So plant der Münchner Anbieter body+soul, bis Ende 2008 seine Anlagenzahl sowie Mitgliederzahl im Großraum München zu verdoppeln. Die süddeutsche Metropole bietet mit hoher Einwohnerdichte, niedriger Arbeitslosigkeit und überdurchschnittlicher Kaufkraft einen enormen Standortvorteil – denn wie im Einzelhandel ist auch in der Fitnessbranche der Standort entscheidend.
Betrachtet man die Marktstrukturen auf Bundesebene, fällt daher auch eine deutliche Dreiteilung in Stadtstaaten sowie alte und neue Länder auf. In der Großstadt Hamburg sind beispielsweise 12,5 Prozent der Einwohner Mitglied in einem Studio, mit einem vergleichsweise hohen Anteil davon in Premiumstudios. Im Gegensatz dazu sind es in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern mit gerade einmal 2,5 Prozent knapp 10 Punkte weniger. Mit jeweils zweistelligen Wachstumsraten verzeichneten das Saarland und Bremen den höchsten Zuwachs in 2007.
Der deutsche Fitnessmarkt zeigt im europäischen Vergleich noch ein erhebliches Potenzial: Die Reaktionsquote (Fitnessstudiomitglieder/Gesamtbevölkerung) liegt bei 6,6 Prozent, wohingegen Länder wie England (11,8%), Schweden (14,3%) oder die Niederlande (16,4%) nach einer von Deloitte im Auftrag der IHRSA jährlich durchgeführten Studie eine deutlich höhere Marktdurchdringung aufweisen. „Aufgrund der traditionellen Vereinslandschaft in Deutschland wächst die Akzeptanz kommerzieller Fitnessangebote langsamer“, erläutert Karsten Hollasch von Deloitte. Durchschnittlich beträgt die europäische Reaktionsquote 7,9 Prozent – diese zu erreichen wäre für Deutschland gleichbedeutend mit einer Million zusätzlicher Mitglieder oder einem Umsatzplus von knapp 550 Millionen Euro.
Die vollständige Studie gibt es unter http://www.deloitte.com/dtt/article/0,1002,cid%253D199666,00.html