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01.09.2011

Weiterbildung während der Elternzeit eröffnet neue Chancen

Nach wie vor fragen sich junge Frauen, wie sie Karriere-Anstrengungen mit ihrem Kinderwunsch vereinbaren können. Dabei hat sich in den letzten Jahren viel getan, um Frauen den Schritt „Familiengründung“ zu erleichtern. Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, vermehrte Einrichtung von Krippenplätzen, Elternzeit auch für Väter. Trotz all dieser Bemühungen sind es vornehmlich die Mütter, die sich um den Nachwuchs kümmern und auf eine Karriere verzichten. Wenn sie in den Job zurückkehren, dann in der Regel als Teilzeitkräfte. Obwohl sie bestens ausgebildet sind, nutzen viele Mütter die Elternzeit, um sich noch weiterzubilden.

Gründe dafür gibt es viele. Einerseits besteht der Wunsch, alle Möglichkeiten während der Elternzeit auszuschöpfen, um nach der intensiven ersten Familienphase gut vorbereitet in den Job zurückkehren zu können. Oder, um dann auch Karriere machen zu können. Andererseits denken einige Frauen daran, sich ein neues berufliches Standbein aufzubauen bzw. in eine andere Branche zu wechseln. Oder aber einfach mal etwas für sich zu tun.

Stephanie Klinger, 30, war nach ihrer Ausbildung und ihrem Studium „Europa-Studien“ zuletzt als Assistentin der Geschäftsleitung tätig und hat dabei auch Aufgaben aus dem Marketing übernommen. Nach der Geburt ihres ersten Kindes arbeitete sie in der Elternzeit noch 25 Prozent und ist nun nach der Geburt des zweiten Kindes mit beiden Kindern zu Hause. Die Elternzeit hat sie dazu genutzt, sich weiterzubilden, um den langgehegten Traum eines eigenen Hostels irgendwann verwirklichen zu können.

Die Dreifach-Belastung „Kinder, Beruf und Weiterbildung“ hat es in sich. Aber Stephanie Klinger ist eine echte Powerfrau und so hat sie ihren Lebensgefährten und ihren Sohn zur ersten Seminarwoche ihrer Weiterbildung „Tourismusbetriebswirt (FH)“ an der Fachhochschule Schmalkalden einfach mitgenommen. Sie pumpte vor Seminarbeginn Muttermilch ab oder radelte kurzerhand in den Seminarpausen ins Hotel, um das Baby zu stillen. In der zweiten Seminarwoche war der Kleine mit den Großeltern und dem Papa im Urlaub.

Trotz der Unterstützung, die sie in dieser anstrengenden Zeit durch ihren Partner und ihre Eltern erfahren hat, ging ihr Plan, während der 18 Monate dauernden Weiterbildung kontinuierlich mitzulernen, nicht auf. „Im Prinzip habe ich meinen Teilzeit-Job erledigt, wenn mein Kind geschlafen hat. Für die Weiterbildung habe ich erst kurz vor den Präsenzphasen lernen können“, so Klinger. „Hätte ich nicht gearbeitet, hätte ich meinen Alltag mit Kind und Weiterbildung besser gestalten können.“

Weiterbildung auch für sich selbst

Stephanie Klinger plant, halbtags ins Berufsleben zurück zu kehren, wenn ihre beiden Kinder zwei und dreieinhalb Jahre alt sind. Dann wünscht sie sich allerdings eine Anstellung, in die sie ihr erworbenes Wissen der Weiterbildung „Tourismusbetriebswirt (FH)“ einbringen kann. Aber generell sieht Klinger eine Weiterbildung nicht nur zwingend als Karrieresprungbrett: „Eine Weiterbildung muss nicht immer dazu dienen, eine steile Karriere zu machen – man kann sie auch interessehalber machen. Einfach für sich selbst!“

Ähnlich sieht es auch Dr. Ricarda Blum, 32 Jahre alt. Sie ist Ärztin, hat im Bereich der Knochenbruchheilung promoviert, ist lizensierte Triathlontrainerin und hat zwei Kinder. Sie hat am IST-Studieninstitut während der Elternzeit die Weiterbildung „Mentaltraining“ absolviert. „Weil ich etwas für mich tun wollte und das Thema extrem spannend finde“, so Blum. Sie hat sich für ein Jahr Elternzeit entschieden und wird im Anschluss daran halbtags in ihren Beruf zurückkehren.

Die Zeit der Weiterbildung hat sie gut gemeistert. Das ältere Kind in der KiTa, das Baby zuhause – sie hat Lücken im Tagesablauf genutzt, um ihre Studienbriefe durchzuarbeiten. „Man muss sich einfach ein Buch schnappen, wenn die Kinder eingeschlafen sind, oder es überall mit hinnehmen, wo man vielleicht ein bisschen Leerlauf hat und die Kinder beschäftigt sind. Ich glaube, wenn man wirklich will, klappt das auch.“

Blum hat festgestellt, dass ihr die „Arbeit für den Kopf“ einen neuen Blick auf den Familienalltag ermöglicht hat. „Nach einer intensiven Lernphase habe ich mich total auf meine Kinder gefreut. Die Beschäftigung mit den Kleinen hat eine ganz andere Wertigkeit erhalten. Die Abwechslung macht´s halt.“

Ricarda Blum hat sich aber auch ein berufliches Ziel gesetzt. Langfristig möchte sie neben ihrer ärztlichen Tätigkeit im Krankenhaus Sportler ganzheitlich betreuen, also medizinisch, sportlich und – nach ihrer Weiterbildung – auch mental.

Blums Fazit: „Ich kann andere Mütter nur ermutigen, mit einer Weiterbildung etwas für sich zu tun. Es ist eine wunderbare Bereicherung!“