27.07.2012
Alles Mist… oder nicht? - Ein Optimist über die Olympischen Spiele 2012
Unser Olympia-Reporter Felix Franz wird erst in einigen Tagen selbst nach London aufbrechen. Vorab hat er sich aber schon mal seine Gedanken gemacht zur – überwiegend negativen – Vorberichterstattung über die Spiele…
Die Olympischen Sommerspiele feiern dieses Jahr einen runden Geburtstag, ihren 30. Rund (Achtung Wortspiel) läuft in London derzeit leider überhaupt nichts. Diesen Eindruck bekommt man jedenfalls, wenn man während der letzten zwei Wochen Zeitung gelesen hat. Die Medien sind voll düsterer Prognosen: Verkehrskollaps, Terroristen, Verkehrskollaps, der Regen, die alte U-Bahn, die Explosion der Kosten und natürlich die schwierige Situation in der Londoner Infrastruktur, Über- wie Untertage. Alles Quatsch, sage ich.
Ein optimistischer Blick auf London Zwanzig-Zwölf:
Ok, die Briten haben Terrorverdächtige einreisen lassen und es gibt nicht genügend ausgebildetes Sicherheitspersonal. Der Londoner Juni war der regenreichste seit Beginn der Wetteraufzeichnung und das Olympia-Logo sieht nicht nur nach einer versauten Lisa Simpson aus, es kann laut der Vereinigung „Epilepsy Action“ möglicherweise epileptische Anfälle auslösen. Ist bisher wohl alles nicht so dufte gelaufen in der britischen Hauptstadt.
Ich sage: Pustekuchen.
Die angeblichen Terrorverdächtigen waren harmlos, für das Sicherheitspersonal wurden Soldaten eingesetzt, die Olympischen Spiele fanden nicht im Juni statt und es gab noch keinen einzigen, nicht mal einen klitzekleinen, epileptischen Anfall aufgrund des – zugegebenermaßen hässlichen – Olympialogos. Also, warum die ganzen Schwarzmalereien?
Nach der Olympiade in einer Staatsdiktatur 2008 tut dem Wettbewerb und sicherlich auch dem olympischen Geist etwas weniger Geradlinigkeit sicher ganz gut. Fehler, Chaos und ein bisschen Verwirrung wird es höchst wahrscheinlich zu Hauf geben. So what?! Das macht die Spiele nicht weniger attraktiv. Die Menschen in der Stadt müssen sich nur darauf einlassen. Und das tun sie. Londoner Firmen erlauben ihren Arbeitern aus dem Home-Office zu arbeiten, Touristen sowie Einheimische werden angehalten möglichst viel zu Fuß zu erledigen und sogar einige Taxifahrer haben ihren Arbeitsplatz in eine Billigunterkunft umgebaut. Improvisation ist schick und vor allem sympathisch. Meine Prognose: Wenn heute Abend das Olympische Feuer überbracht wird und Paul McCartney zum Abschluss der Eröffnungszeremonie ein nettes Lied trillert, bleiben wenige Zuschauer kritisch und kalt. Das olympische Gefühl ist ansteckend und Gänsehaut gehört eben bei Olympia einfach dazu.
Übrigens sollen es in London zur Eröffnungsfeier 25°C werden. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei erschreckenden 20%.
Text: Felix Franz