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07.10.2004

IST-Studentin Birgit Fischer:„Lieber erfolgreich als berühmt“.

Sie ist die erfolgreichste deutsche Olympiateilnehmerin, die fünftbeste weltweit. 1980 gewann Birgit Fischer ihre erste Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Moskau - und war mit ihren 18 Jahren die jüngste Olympiasiegerin im Kanurennsport überhaupt.

Und auch die IST-Weiterbildung Sport- und Touristikmanagement hat sie belegt.

Bei ihren fünften Olympischen Spielen in Athen erhöhte Fischer ihr olympisches Medaillenkonto durch den Sieg im Kanu-Vierer und den zweiten Platz im Zweier auf acht Gold- und vier Silbermedaillen. Und das – nach erneutem Comeback - mit mittlerweile 42 Jahren.

Faktoren, die für diese Erfolge über einen so langen Zeitraum nötig sind – Fischer darf auch noch 27 Weltmeistertitel für sich in Anspruch nehmen – gibt es viele: „In erster Linie muss man Spaß haben an dem was man macht“, so Fischer. „Außerdem braucht man Talent, das durch richtiges Training entsprechend geschult werden muss. Ich habe mir über die Jahre sehr viel einfallen lassen, um immer neue Trainingsreize zu setzen. Auch ist es wichtig, ab und zu eine Pause einzulegen. Ein bisschen Zielstrebigkeit und Organisationstalent gehören auch dazu. Und man braucht Menschen, die einen unterstützen.“

Wobei „ein bisschen Zielstrebigkeit“ in Hinblick auf die ehrgeizige und selbstbewusste Sportlerin wohl untertrieben sein dürfte: Immerhin sieht sie den zweiten Platz im K1 bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul als größte sportliche Enttäuschung ihrer Karriere an. „Das war eine ziemlich große Niederlage. Auch wenn der zweite Platz sicher erklärbar und es insgesamt meine erfolgreichsten Spiele waren, war es schade, in meinem Lieblingsboot nur Zweite zu werden.“

War der Charakter und der Siegeswille von Birgit Fischer auch in Athen ausschlaggebend für den Erfolg? Immerhin vermutete Vierer-Mannschaftskollegin Carolin Leonhardt, dass es ohne Fischer vielleicht nur Silber oder Bronze geworden wäre. „Also erst mal fährt der Vierer nur mit vier Frauen. Und da muss jede Einzelne was drauf haben“, spielt Fischer ihre Rolle in dem Boot, das zuvor in den letzten drei Jahren nicht gewinnen konnte, herunter. Fügt dann aber hinzu: „Eine muss aber die Fäden in der Hand halten und die Mädchen motivieren. Ich sehe mich schon als jemanden, der das kleine Quäntchen Motivation mitgebracht hat.“ 

Weiterbildung, um sich an veränderte Gegebenheiten anzupassen

Das Medieninteresse am Kanusports ist, außerhalb von Olympia, sehr gering. Eine gewisse Enttäuschung darüber, dass der Kanusport trotz seiner Erfolge weit hinter anderen, populären Sportarten, zurücksteht, ist natürlich vorhanden, wie die Mutter zweier Kinder (18 und 14 Jahre alt) gesteht. „Bei Olympia können  wir uns ja nicht beschweren. Da ist das Fernsehen da. Sicher aufgrund unserer Erfolge, denn bei uns gab es schließlich immer Medaillen. Bei Weltmeisterschaften dann schon seltener, bei Deutschen Meisterschaften ist so gut wie gar keiner mehr da. Wir beklagen uns nicht, obwohl es schon ein bisschen schade und ungerecht verteilt ist, wie ich finde. Fußball wird acht Stunden in der Woche oder mehr gezeigt, Kanu acht Minuten im Jahr. Wir haben aber auch ohne das Medieninteresse unsere Erfolge und sind zufrieden. Letztlich sind wir lieber erfolgreich als berühmt.“

In Brandenburg geboren, hörte Fischer erstmals 1988 mit dem Sport auf, beendete ihr Studium der Sportwissenschaften an der Universität Leipzig, dass sie als eines der besten in diesem Bereich bezeichnet. Dann kam die Wende „ und wir wurden quasi vom neuen System überrollt.“ Birgit Fischer wollte sich dann an die neuen Gegebenheiten anpassen, begann das Fernstudium „Sport- und Touristikmanagement“ beim IST-Studieninstitut für Sport, Freizeit und Touristik. „Das Studium in Leipzig war sehr umfangreich und gut. Aber Inhalte wie Marketing, Management und Vereinswesen hatten wir in der DDR nicht. Ich habe es als wichtig angesehen, mich auf die neue Zeit und den neuen Berufsmarkt einzustellen.“ Das IST-Studium bezeichnet sie als „für mich richtig, wichtig und gut“. Besonders weil die 42-jährige sich mittlerweile mit ihrer Firma „KanuFisch“ in der Tourismus- und Freizeitbranche selbstständig gemacht hat.

Entscheidung für Peking fällt später

Mit „KanuFisch“ bietet Fischer, die im August von anderen Sportlern zur Sportlerin des Monats gewählt wurde, Verschiedenes im Bereich Wassertourismus an. Von organisierten Kanuwanderungen, über Kanu-Kurse, Personal-Training, Kanu-Events und Bootsverleih bis zu sportlicher Umweltbildung. Standort von „KanuFisch“ ist der Beetzsee in Päwesin-Bollmannsruh, die Angebote finden aber auch in ganz Deutschland statt. „Ich arbeite zum Beispiel mit Hotels zusammen, die Tagungen anbieten. Deren Teilnehmer können dann etwa morgens mit mir ein bisschen Kanu fahren, bevor es ins Meeting oder zur Konferenz geht. Die Boote bringe ich zu den jeweiligen Veranstaltungen mit“ erklärt Fischer. Privatkunden sind genauso angesprochen wie Firmenkunden, die etwa Kanu-Events buchen können, bei denen Mitarbeiter-Motivationserlebnisse, teambildende Staffelwettkämpfe oder Orientierungsfahrten zum Programm gehören.

Noch läuft das Ganze aufgrund ihrer sportlichen Karriere eingeschränkt. Wie lang diese aber noch anhält, und ob Fischer 2008 in Peking noch mal an den Start geht, da will sie sich nicht festlegen: „Ich kann jetzt noch nicht sagen, was in vier Jahren ist. Da  ist noch nichts entschieden. Ich werde erst mal im nächsten Jahr weiterfahren und dann wird man weitersehen.“