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07.08.2017

„Wir sind der Hauptstadt-Club!“

Torsten Wohlert kennt das Fußballgeschäft vor und hinter den Kulissen. Er begann 1987 seine Profi-Karriere beim VfB Lübeck und hat 385 Spiele in der ersten und zweiten Bundesliga in der Abwehr von Borussia Dortmund, FC Homburg, Waldhof Mannheim und MSV Duisburg bestritten. Aber er hatte frühzeitig die Karriere nach der Sportler-Karriere im Blick…

… und entschied sich schon vor rund 14 Jahren für die Weiterbildung „Sportmanagement“ am IST-Studieninstitut. Mit Abschluss der Weiterbildung und Saisonende 2004 hing der heute 51-Jährige seine Fußballschuhe an den Nagel und ist seit sechs Jahren für Hertha BSC in der Scouting-Abteilung tätig. Hier kümmert er sich um die Sichtungen für die Lizenzspieler-Abteilung und den Nachwuchsbereich.

Herr Wohlert, Sie sind bei Hertha BSC als Scout unterwegs, immer auf der Suche nach Talenten. Das hört sich nach einer spannenden Aufgabe an.
Torsten Wohlert:
Die Aufgabe eines Scouts ist nicht immer nur die Suche nach neuen Talenten. Vielmehr geht es auch darum, einen dauerhaften Überblick über den Fußballmarkt zu gewährleisten, um für den Fall der Fälle – anhand von bestimmten Anforderungsprofilen – passende Einschätzungen und Empfehlungen zu geben.
Hier dreht es sich somit nicht nur um unentdeckte Talente, sondern auch um erfahrene Spieler, die uns als Team mit ihren Fähigkeiten besser machen und so helfen, uns erfolgreicher für die Zukunft aufzustellen.
Bei uns ist es zudem so, dass wir die Live-Sichtungen bei den Spielvorbereitungen der Lizenzspielabteilung abdecken. Wir sehen auch jede Vorbereitung und jedes Spiel als eine Scouting-Maßnahme.  

Sie selbst haben schon während Ihrer aktiven Karriere an die Zeit danach gedacht und sich frühzeitig weitergebildet. Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach grundsätzlich für Fußballer, sich rechtzeitig auf die Zeit nach der aktiven Karriere vorzubereiten und sich weiterzubilden?
Wohlert:
Heutzutage ist es immens wichtig, sich auf die Zeit nach der Karriere vorzubereiten. Heute gehört man mit Anfang 30 schon zur „älteren“ Generation. Die Zeit als Profisportler ist also begrenzt. Viele träumen davon, Fußballprofi zu werden, aber nur die wenigsten schaffen es wirklich. Es gibt viele Talente in Deutschland, welche phasenweise sogar Jugendnationalmannschaften durchlaufen, aber dennoch den endgültigen Sprung in den Profifußball nicht schaffen. Es gibt leider keine Garantie, Profifußballer werden zu können, wie gut man auch ist. Es gehören nämlich neben Talent noch Ehrgeiz, Bereitschaft zum Verzicht, Entschlossenheit und auch eine Menge Glück dazu. Viele Spieler scheitern auf diesem langen, steinigen Weg. Daher ist es wichtig, sich frühzeitig parallel ein zweites Standbein aufzubauen oder ehrlich für sich abzuwägen, ob es überhaupt für den Profibereich dauerhaft reicht. Wünsche und Träume sind erlaubt, jedoch sollte man die Realität niemals aus den Augen verlieren.

Ihre Weiterbildung im Bereich „Sportmanagement“ liegt jetzt schon rund 14 Jahre zurück. Wissen Sie noch, wie Sie damals auf das IST-Studieninstitut aufmerksam geworden sind und warum Sie sich für eine Weiterbildung beim IST entschieden haben?
Wohlert:
Aufmerksam geworden bin ich über meine Mitgliedschaft bei der VDV Spielergewerkschaft. Als Profifußballer weiß man, dass man nur eine begrenzte Zeit in diesem Beruf arbeiten kann, und somit sollte man sich zwangsläufig auf das Leben nach dem Sport vorbereiten. Aufgrund meiner damaligen Vertragssituation beim MSV Duisburg, wo ich einen Anschlussvertrag als sportlicher Leiter hatte, war es mir wichtig, mich auf diese neue Aufgabe gezielt vorzubereiten. Dadurch, dass das IST-Studieninstitut für diesen Bereich ein interessantes Diplom anbot, fiel die Wahl auf diese Weiterbildungsmaßnahme.

Sie waren damals ja noch aktiver Profi. Wie wichtig war für Sie die Tatsache, dass die Weiterbildung als Fernstudium angeboten wurde? Welche Vorteile hatten Sie dadurch?
Wohlert:
Der große Vorteil war, dass ich meine Freizeit, die nicht immer vorher zu planen war, sinnvoll und flexibel nutzen konnte. Alles andere als ein Fernstudium wäre mit den täglichen Trainingseinheiten und der Vielzahl an Spielen nicht zu vereinbaren gewesen. Gerade die viele Zeit, die wir in Hotels verbrachten, nutzte ich häufig für meine Unterlagen. Auch trainingsfreie Tage konnte ich für meine Weiterbildungsmaßnahme einbeziehen.

In Ihrer aktuellen Position haben Sie es mit Spielern zu tun, die sicher noch nicht an ein Karriere-Ende denken. Ist da die Frage „Was mache ich später“ überhaupt schon ein Thema?
Wohlert:
Wir haben diesen Aspekt intensiv im Blick, da wir bei unseren Spielern gerade auf eine Ausbildung viel Wert legen. Ein guter schulischer Abschluss ist Voraussetzung dafür und deshalb unterstützen wir unsere Jungs auch mit sämtlichen Maßnahmen, die uns zur Verfügung stehen, wie z.B. mit Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe, Sprachkursen und Hilfe bei der Praktikums- oder Ausbildungsplatzsuche.
Zudem muss man sagen, dass unsere Partnerschaft mit der Poelchau-Schule wohl einzigartig in Deutschland ist, da sich diese direkt bei uns auf dem Olympiagelände befindet. Somit ist die Abstimmung zwischen Unterricht und Training optimal, da Schule und Verein einfach extrem eng verzahnt sind.

Ihr Sohn belegt aktuell den Bachelor-Studiengang Sportbusiness Management an der IST-Hochschule für Management. Haben Sie ihm vom IST berichtet und ihm empfohlen, diesen Schritt zu gehen?
Wohlert:
Dominiks Studium ist mit meiner Weiterbildung von damals nicht unbedingt zu vergleichen. Dominik weiß, was er erreichen möchte, und demnach einen sehr guten Karriereplan für sich gefunden hat. Auch ohne mein Zutun. Ich weiß allerdings aus eigener Erfahrung, wie schnelllebig das Fußballgeschäft ist, somit habe ich ihm immer schon zu einem zweiten Standbein geraten. Und da IST und Hertha Kooperationspartner sind, lag ein Studium an der IST-Hochschule für Dominik nahe. Natürlich bin ich für ihn Ansprechpartner und versuche Tipps zu geben, wo immer es mir möglich ist.

Außerdem arbeiten Sie beide in der gleichen Abteilung. Dominik kommt auch aus dem aktiven Sport, geht aber nicht den Weg in den Profifußball, sondern hat sich für einen Job „hinter den Kulissen“ entschieden. Wie klappt denn die Zusammenarbeit von Vater und Sohn?
Wohlert:
Wir arbeiten im Tagesgeschäft zwar eng miteinander zusammen, haben jedoch unterschiedliche Aufgabenbereiche. Hinzu kommt, dass wir ein sehr gutes Verhältnis zueinander haben und wir gegenseitig voneinander profitieren können.

Den Wunsch, im Sportbusiness zu arbeiten, haben viele, längst nicht alle schaffen es. Können Sie Menschen, die hier Ihren Traumberuf ausüben möchten, etwas mit auf den Weg geben?
Wohlert:
Ob in diesem Beruf oder in anderen Bereichen, jeder muss für sich seinen Weg finden. Ich glaube, dass die Bereitschaft, Arbeitskraft zu investieren, um schließlich belohnt zu werden, gerade im Sport eine wichtige Rolle spielt. Hier muss man mehr tun als andere. Grundsätzlich gilt, dass Fleiß, Loyalität und Strebsamkeit wichtige Grundlagen des beruflichen Erfolges sind.

Haben Ex-Profis im Sportbusiness Vorteile gegenüber Leuten, die nicht Leistungssport in den oberen Ligen betrieben haben?
Wohlert:
Im Fußball und im Leistungssport würde ich definitiv sagen: ja. Du musst kein Bundesligaspieler gewesen sein, aber dennoch diesen Sport leistungsbezogen ausgeübt haben. Die Sicht eines ehemaligen Leistungssportlers unterscheidet sich grundlegend von jemanden, der Sport nur in der Freizeit ausgeübt hat. Alle Informationen bzw. Erfahrungen, die man als Sportler sammelt, helfen einem auch später in der Handhabung von Dingen und Sachverhalten im Sportbereich.

Noch eine Frage zu Hertha BSC. Sie haben ja den Einzug in die Europa League geschafft. Herzlichen Glückwunsch von unserer Seite! Was ist das Besondere an Ihrem Verein? Und welche Ziele verfolgen Sie mit dem Verein in den nächsten Jahren?
Wohlert:
Hertha BSC ist ein Traditionsverein, welcher mittlerweile seit 125 Jahren besteht. Wir haben hier in Berlin ein Olympiastadion, in dem wir spielen dürfen, eine Wahnsinns-Stadt, eine wunderbare Fankultur, eine super Mannschaft, ein tolles Trainingsgelände und wohl alle Möglichkeiten, die man sich nur wünschen kann – wir sind der Hauptstadtklub! Es ist schön, mit diesem Verein den Weg zu gehen und auch zu wachsen. Wir entwickeln uns mit Hertha BSC und der Stadt Berlin stetig weiter. Wir haben zwar schwierige Zeiten hinter uns, aber mit den letzten sportlichen Erfolgen fühlen wir uns auf dem richtigen Weg, den wir fleißig, konzentriert und mit kühlen Kopf genauso weitergehen möchten. Es ist ein schönes Gefühl, ein kleiner Teil von dem zu sein, was wir jetzt sind.
Unser Projekt sieht für die nächsten Jahre noch einige spannende Aufgaben auf uns zukommen, wir haben ein tolles Team und fähige Leute im Hintergrund.
Von allen Zielen einmal abgesehen, wäre es natürlich ein großer Wunsch von allen – egal, ob Fan, Mitarbeiter oder Spieler – einmal im Pokalfinale, in unserem Stadion, zu stehen.

Herr Wohlert, wir drücken Hertha BSC die Daumen und bedanken uns bei Ihnen für dieses Gespräch!

Alle Informationen zur Weiterbildung finden Sie unter „Sportmanagement“.

Das ausfürhliche Interview, das wie mit Torsten Wohlerts Sohn Dominik geführt haben, finden Sie hier.