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30.08.2016

Jan Haller: Paralympics-Teilnehmer und IST-Sportmanager

Jan Haller gehört zu den besten Rollstuhl-Basketballspielern der Welt. Mit seinem Verein RSV Lahn-Dill war er schon viermal deutscher Meister, viermal Pokalsieger und gewann zweimal die Champions League. Nach Bronze bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr möchte er jetzt die nächste Medaille bei den Paralympischen Spielen in Rio holen.

Wie er die Chancen seiner Mannschaft einschätzt und warum er sich schon frühzeitig um seine Karriere nach der Karriere kümmert, verrät uns Jan, der am IST die Weiterbildung Sportmanagement“ besucht, im Interview.

IST: Bald geht es für dich in den Flieger nach Rio zu den Paralympischen Spielen? Wie ist die Vorfreude bei dir persönlich?
Jan Haller: Die Vorfreude steigt von Tag zu Tag. Ich habe versucht, so viel wie möglich von den Olympischen Spielen im TV anzuschauen. Zu wissen, dass man ab Anfang September selber Teil dieser gigantischen Veranstaltung sein wird, schürt die Vorfreude natürlich noch mehr.

Wie schätzt Du die Chancen für das „Team Germany“ und speziell Deine Mannschaft ein?
Haller: Ich denke, dass wir nach EM-Bronze im letzten Jahr eine Rolle im Kampf um die vorderen Plätze spielen. Wir hatten eine gute Vorbereitung und wissen, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben. Allerdings ist die Leistungsdichte auf dem Niveau so hoch, dass man zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht abschätzen kann, wo wir am Ende landen könnten.

Du warst 2012 schon einmal bei den Spielen. Wie war die Stimmung? Worin unterscheiden sich die Paralympics zu den Liga-Spielen in Deutschland?
Haller: London 2012 war unglaublich. Was die Engländer dort für eine Stimmung gemacht haben, war schon echt stark. Leider hat es am Ende nur für Platz sechs gereicht. Der größte Unterschied zur Liga ist, dass unser Sport bei einem Großereignis wie den Paralympics natürlich viel mehr Aufmerksamkeit in den Medien erhält.

Mal abgesehen von den Paralympischen Spielen: Wie nimmst Du die Berichterstattung von Behindertensport in den Medien wahr?
Haller:
Die Entwicklung geht in die richtige Richtung, auch wenn wir bei weitem noch nicht da angekommen sind, wo wir alle sicherlich mal hinwollen. Ich bin selbst riesengroßer Fußballfan, aber wenn ich sehe, wie diverse Sportsender lieber unbedeutende Testspiele oder gar Regionalligaspiele live zeigen, statt zu versuchen, anderen Sportarten eine Chance zu geben, dann fällt mir nicht viel dazu ein. Wir sind aber auch irgendwie selbst schuld, schließlich sorgen wir als Konsument ja selbst dafür, dass im deutschen Fernsehen nur Fußball läuft.

Man liest in den Medien über eine prekäre Finanzsituation der Paralympics in Rio. Bekommt man davon als Sportler etwas mit?
Haller: Ich habe da ein paar Artikel zu gelesen, kann aber derzeit noch nicht einschätzen, wie schlimm die Situation wirklich ist. Es gab ja auch im Vorfeld der Olympischen Spiele viele Gerüchte. Ich denke aber, dass vor Ort letztlich alles gut sein wird.

Du spielst beim RSV Lahn-Dill, dem deutschen Rekordmeister und einem der international erfolgreichsten Rollstuhlbasketball-Teams überhaupt. Kann man allein vom Leistungssport leben?
Haller: Einige können das für einen gewissen Zeitraum. Allerdings reden wir da von Summen, von denen man sich für die Zeit nach der Karriere nicht wirklich viel ansparen kann. Du kannst dir jahrelang eine schöne Zeit machen und mit deinem Hobby Geld verdienen, musst aber auch im Blick haben, wie es nach der Karriere aussieht.

Seit 2012 arbeitest du in der Geschäftsstelle deines Vereins. Was sind dort Deine Aufgaben?
Haller: Genau, neben dem Training arbeite ich circa 16-20 Stunden pro Woche. Ich bin für viele Dinge zuständig und arbeite beispielsweise am Hallenmagazin und dem wöchentlichen Newsletter mit. Zudem bin ich verantwortlich für unseren Social Media Bereich. Ich koordiniere außerdem unsere Schulbesuche, wo wir mit Sportrollstühlen in verschiedene Schulen der Region fahren und den Kids unseren Sport näherbringen. Ich erhalte in der täglichen Arbeit natürlich viele interessante Einblicke in die Vereinsarbeit und kann viele Dinge aktiv mitgestalten.

Du belegst gerade die Weiterbildung Sportmanagement beim IST. Warum hast du dich dazu entschieden?
Haller: Ich habe eine abgeschlossene Berufsausbildung als Bürokaufmann, arbeite seit vier Jahren in der Geschäftsstelle beim RSV Lahn-Dill und bin Nationalspieler in meiner Sportart. Mit der Weiterbildung beim IST will ich aus den vielen Dingen ein rundes Paket formen, was mir auf meinem späteren Berufsweg nur helfen kann.

Wie wichtig ist für dich die Flexibilität, dir Lernzeiten frei einteilen und Prüfungstermine frei auswählen zu können?
Haller: Sehr wichtig. Meine Abschlussprüfung steht in diesem Jahr an. Wir hatten im Mai mit dem RSV die Champions League Finals und von Juni bis September liegt der Fokus bei mir klar auf den Spielen in Rio. Ich wüsste nicht, wann ich in dieser Zeit eine vernünftige Prüfung hätte ablegen sollen. Nun habe ich den Termin im Dezember ausgewählt und habe nach Rio genügend Zeit, mich in Ruhe darauf vorzubereiten.

Würdest du die Weiterbildung weiterempfehlen? Und wenn ja, an wen und warum?
Haller: Ich würde die Weiterbildung vor allem aktiven Sportlern weiterempfehlen, damit man sich neben dem Sport ein zweites Standbein aufbauen kann und später dann auch etwas Handfestes vorzuweisen hat. Außerdem macht es Spaß, seinen Horizont neben dem Sport zu erweitern und mal an was anders zu denken.

Bist du in vier Jahren wieder bei den Paralympics in Tokio dabei oder sitzt du bis dahin schon im Management-Chefsessel beim RSV?
Haller: Vielleicht ja beides… Nein, ich würde in Tokio natürlich gerne nochmal dabei sein und möchte so lange wie möglich noch Basketball spielen. Chefsessel klingt zwar gut, aber unser Verein ist bei Geschäftsführer Andreas Joneck in den allerbesten Händen.

Wie sehen Deine beruflichen Wünsche aus? Gibt es einen Traum-Arbeitsplatz im Sportbusiness?
Haller: Ich sehe mich auf jeden Fall im Bereich Sport. Als leidenschaftlicher Spieler der Simulation „Football-Manager“ wäre es natürlich ein Traum, mal bei einem Fußball Bundesligisten zu arbeiten. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dem Rollstuhlbasketball treu zu bleiben und in diesem Bereich eine Funktion zu übernehmen. Allerdings stehen jetzt erstmal noch einige Jahre auf dem Parkett an und darauf freue ich mich.

Wir drücken Jan und der deutschen Nationalmannschaft bei den Paralympischen Spielen in Rio die Daumen und wünschen ihm viel Erfolg für seine sportliche und berufliche Karriere! 

Weitere Informationen zur Weiterbildung finden Sie unter „Sportmanagement“.