19.11.2025


„Wir haben nur die eine Gesundheit“
Was mit dem Berufswunsch nach „irgendwas mit Englisch und Organisation“ begann, führte Julia Graßhoff über Umwege in die Arbeitssicherheit und schließlich zu einer persönlichen Mission: der eigenen Gesundheit auf den Grund zu gehen.
Nach dem Abitur und einem Auslandsjahr begann Julia ein BWL-Studium mit Schwerpunkt Wirtschaftsenglisch, um ihren Berufswunsch in die Tat umzusetzen. Im Anschluss arbeitete die junge Frau einige Monate im Marketing. Doch sie stellte ernüchtert fest: Das ist es nicht.
Der Impuls, Risikomanagement im Master zu studieren, kam von einer ehemaligen Kommilitonin – und mit ihm der erste Aha-Moment. „Statt der erwarteten Welt aus Finanzen und Controlling habe ich ein vielseitiges Themenfeld entdeckt, das später zur Basis meines heutigen Berufs geworden ist“, so Julia.
Während des Masterstudiums sammelte sie weitere Praxiserfahrung in der Kreditabteilung eines großen Versandhandelskonzerns. Nach dem Abschluss wechselte sie intern in die Lagerlogistik und startete als erster Management-Trainee des Betriebs. Auf ihrem Weg durch alle Unternehmensbereiche stieß sie schließlich auf die Abteilung Arbeitssicherheit, die seit einem Jahr nach Verstärkung suchte. Die Führungskräfte erkannten sofort ihr Potenzial und unterstützten sie darin, die notwendige Qualifikation zu erwerben und vorzeitig aus dem Traineeprogramm auszusteigen. Nur ein Jahr später wurde sie offiziell zur Fachkraft für Arbeitssicherheit bestellt.
Arbeiten mit Sinn im skandinavischen Konzern
Heute ist die 35-Jährige Teil eines skandinavisch geführten Unternehmens und gestaltet dort nicht nur die Arbeitssicherheit, sondern baut auch Strukturen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) auf.
Damit erfüllt sich ihr ursprünglicher Wunsch doch noch: eine Tätigkeit, in der Englisch, Organisation und zwischenmenschliche Zusammenarbeit zusammenkommen. Die nordische Unternehmenskultur mit ihrem Fokus auf Sicherheit, Werteorientierung und gegenseitige Fürsorge prägt ihren Arbeitsalltag.
Wenn der eigene Körper den Kurs bestimmt
Rund um ihr 30. Lebensjahr streikte Julias Körper: gesundheitliche Einbrüche, ein Knochenbruch, die Diagnose Lipödem, Auseinandersetzungen mit der Krankenkasse und fünf Operationen innerhalb von eineinhalb Jahren. Regelmäßige Arztbesuche seit Kindheit und Jugend begleiteten sie zwar schon immer, aber Julia war an einem Punkt, an dem sie begann, ihre Gesundheit stärker zu hinterfragen.
Coachings und die IST-Weiterbildung zur Gesundheitsberaterin haben ihr dabei geholfen. „Man kann sagen, die Weiterbildung am IST ist meine Art, mich mit meinen vergangenen und anhaltenden Gesundheitsthemen auseinanderzusetzen“, umreißt Julia ihre Entscheidung für die Weiterbildung. „Wenn Ärzte mir meine Fragen nicht beantworten, möchte ich selbst Antworten finden können.“
Zwischen Jobwechsel, Weiterbildung und Prüfungsdruck
Der Start in die Weiterbildung fiel genau in die Zeit eines Jobwechsels, inklusive zusätzlicher Qualifizierungen im neuen Unternehmen. Im Frühjahr 2025 überlegte sie, die IST-Weiterbildung abzubrechen. Zu groß schien der Druck. Doch statt aufzugeben, begann sie, ihre Einsendearbeiten zu schreiben. Mit der Prüfungsanmeldung stieg der Stress erneut, denn das selbst gesetzte Zeitfenster war knapp. „Unter Druck entstehen Diamanten“, erzählt Julia schmunzelnd. „Aber die Freude über die bestandenen Abschlussprüfungen war daher natürlich umso größer.“
Einer ihrer größten Highlights der Weiterbildung war, als sie Ansätze aus einem Schlafcoaching-Seminar bei einem Langestreckenflug anwandte. „Erstmals hatte ich bei einer Zeitverschiebung von neun Stunden keinen Jetlag.“
Mit neuem Wissen Verantwortung übernehmen – im Job und privat
Ihre neue Expertise nutzt die Magdeburgerin heute gezielt in ihrem beruflichen Umfeld. Im Betrieblichen Eingliederungsmanagement, in BEM-Gesprächen oder in der Zusammenarbeit mit dem betriebsärztlichen Dienst kann sie medizinische Aspekte besser einordnen und in die Beratung einfließen lassen. Ihr Ziel ist, die Betriebsleitung dabei zu unterstützen, der gesetzlichen Fürsorgepflicht bestmöglich nachzukommen und zugleich ein gesundes Arbeitsumfeld zu gestalten.
Privat möchte sie Menschen dazu ermutigen, mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Denn eines hat Julia gelernt: „Wir haben nur eine Gesundheit – und viele erkennen das erst, wenn es fast zu spät ist.“
